Bild nicht mehr verfügbar.

"Mentoring für MigrantInnen" will hoch qualifizierte Zuwanderer in den österreichischen Arbeitsmarkt integrieren.

Foto: apa/Kay Nietfeld

Mittwochvormittag zogen Lewandowski (Integrationsfonds), Kopf (AMS), Hochhauser (WKÖ) und Gomes-Mora (Ex-Mentee, jetzt Mentorin, v. li.) über das seit Programm Bilanz.

Foto: WKO

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA

"Wir brauchen Migration", stellte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) im ORF-"Morgenjournal" am Dienstag fest. Gut qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland seien bei den österreichischen Unternehmen heiß begehrt, betonten Vertreter von Wirtschaftskammer (WKÖ) und Arbeitsmarktservice (AMS) am Mittwoch vor Journalisten einmal mehr. Andererseits arbeiten viele zugewanderte Menschen in Österreich in Berufen, die unterhalb ihrer Qualifikation liegen. Das Programm "Mentoring für MigrantInnen" versucht, beide Probleme auf einmal zu lösen.

Ein wichtiges Sprungbrett war das Programm für Kristina Pauliukaite. Als sie vor vier Jahren aus Litauen nach Österreich kam, konnte sie kaum Deutsch. In ihrem Heimatland hatte Pauliukaite als "Property Managerin" gearbeitet, in Österreich ist ihr der Einstieg in die Immobilienbranche nicht gelungen. Durch die Medien wurde sie auf das Mentoring-Programm aufmerksam. "Da habe ich mir gedacht, warum nicht?", sagt Pauliukaite im Gespräch mit derStandard.at.

"Wir brauchen Zuwanderung, aber qualifizierte"

Fachkräfte, die gut im Berufsleben verankert sind, helfen Menschen mit Migrationshintergrund dabei, in den österreichischen Arbeitsmarkt einzusteigen. Während die WKÖ für die Suche nach geeigneten Mentoren zuständig ist, finden die meisten Mentees den Weg ins Programm über das AMS. Der Integrationsfonds (ÖIF) führt passende Paare schließlich zusammen.

Um in das Programm aufgenommen zu werden, ist allerdings mindestens ein Lehrabschluss oder die Matura notwendig. "Wir brauchen Zuwanderung, aber qualifizierte Zuwanderung", sagt Beatrix Lewandowski, stellvertretende Geschäftsführerin des ÖIF.

Bereits 700 Paare "verkuppelt"

Seit 2008 läuft das Programm, an dem schon mehr als 700 Mentoring-Paare teilgenommen haben. Anfangs nur in Wien und Niederösterreich, werden ab Herbst in ganz Österreich Teilnehmer "verkuppelt". Über 40 Prozent der Mentees gelingt es, schon während des sechsmonatigen Programms einen Job zu finden.

Das Mentoring ist vor allem eine Hilfestellung für gut qualifizierte Zuwanderer, wie man sie auch mit der Rot-Weiß-Rot-Card nach Österreich locken will. Diese ermöglicht Hochqualifizierten und Schlüsselkräften seit einem Jahr, in Österreich einen Arbeitsplatz anzutreten. "Österreich steht im Wettbewerb um hoch qualifizierte Fachkräfte. Eigentlich sollten wir ihnen den roten Teppich ausrollen", sagt Johannes Kopf, Vorstand des AMS.

Für Anna Maria Hochhauser, Generalsekretärin der WKÖ, ist das Mentoring eine "Win-win-Situation", denn: "Die Mentees vermitteln unseren Mentoren ihre Kenntnisse über den ausländischen Arbeitsmarkt, aus dem sie kommen, und profitieren wiederum vom Know-how ihres Mentors." 

"Immer offen sein und neue Wege suchen"

Für Pauliukaite war das Programm ein Glücksgriff. Ihr Mentor Johann Garstenauer, Human-Resources-Manager bei der Volksbanken AG, überarbeitete ihre Bewerbungsunterlagen, passte diese den österreichischen Anforderungen an und zeigte ihr zusätzliche Berufsmöglichkeiten auf. Ihre Fremdsprachenkenntnisse verhalfen ihr letztlich zu einem Job bei der Volksbank International, nachdem diese im Februar 2012 von der russischen Sberbank übernommen wurde. 

"Mein Mentor hat mir Türen geöffnet, und jetzt habe ich einen guten Ausgangspunkt für meinen weiteren Weg", sagt die Litauerin. Menschen, die nach Österreich kommen und keine Arbeit finden, rät sie: "Immer offen sein und neue Wege suchen." Für Garstenauer ist das Mentoring-Programm auch ein persönlicher Gewinn. "Ich habe Menschen kennengelernt, neue Netzwerke entwickelt und andere Kulturen kennengelernt", sagt er.

Vom Mentee zum Mentor

Dass aus einem Mentee selbst einmal ein Mentor werden kann, der anderen hilft, zeigt das Beispiel von Paula Gomez-Mora. Vor sechs Jahren ist die Juristin von Spanien nach Österreich gekommen. Aus der Zeitung hat sie vom Mentoring-Programm erfahren und sich angemeldet.

"Für mich war vor allem hilfreich zu erfahren, welche Berufsmöglichkeiten es für mich überhaupt gibt", erzählt sie. Mittlerweile arbeitet sie in der Rechtsabteilung eines international tätigen Unternehmens. Überzeugt, etwas zurückgeben zu wollen, meldete sich Gomez-Mora als Mentorin an. Ihrem Mentee, einem mexikanischen Rechtsanwalt, konnte sie ihre neu gewonnene Erfahrung weitervermitteln. (Florian Bayer/Sarah Dyduch, derStandard.at, 11.7.2012)