Kabul/Tokio - Präsident Hamid Karzai hat die öffentliche Erschießung einer Frau in Afghanistan wegen einer angeblichen außerehelichen Beziehung scharf verurteilt. "So ein Verbrechen ist nach der heiligen Religion des Islam und den Gesetzen des Landes unverzeihlich", erklärte Karzai in einer am Montag verbreiteten Mitteilung des Präsidentenpalastes. Karzai, der sich nach der Afghanistan-Konferenz in Tokio noch in Japan aufhielt, habe die Behörden angewiesen, die Täter zu fassen und zu bestrafen.

Auf der Suche nach den Verantwortlichen hat unterdessen auch die NATO ihre Hilfe angeboten. Der Oberbefehlshaber der Afghanistantruppe ISAF, US-General John Allen, sprach am Montag von einer "Gewalttat von entsetzlicher Grausamkeit" und bot den afghanischen Sicherheitskräften die Hilfe der NATO an.

Internationale Empörung

Am Sonntag hatte ein Video international für Empörung gesorgt, das die öffentliche Hinrichtung der jungen Frau zeigt. Wie eine Sprecherin der Behörden in der Provinz Parwan nördlich der Hauptstadt Kabul sagte, wurde die 22-Jährige mit mehreren Schüssen in den Rücken getötet, weil sie ihren Ehemann, einen Taliban-Kämpfer, mit einem Taliban-Kommandeur betrogen haben soll.

Die Behörden in der an Kabul angrenzenden Provinz und die ISAF hatten am Sonntag die Taliban für die Tat verantwortlich gemacht. Diese wiesen jede Verantwortung für die bereits mehrere Tage zurückliegende Tat zurück. Das Video der Erschießung war auch am Montag noch auf Youtube abrufbar.

Bombenanschlag in Helmand

Die Gewalt in Afghanistan dauerte auch am Montag an. Bei einem Bombenanschlag in der südlichen Provinz Helmand wurden nach offiziellen Angaben fünf Menschen getötet. Die Regierung der benachbarten Provinz Kandahar teilte mit, in Kandahar-Stadt habe ein Selbstmordattentäter zwei Kinder mit in den Tod gerissen. Ebenfalls in Kandahar-Stadt seien bei einem Taliban-Angriff auf das Polizei-Hauptquartier drei Aufständische erschossen worden. Auch die Tokio-Konferenz am Sonntag war von schwerer Gewalt in Afghanistan mit Dutzenden Toten überschattet worden.

Einen Tag nach der Konferenz bat Karzai die Geberländer um Hilfe im Kampf gegen die grassierende Korruption. Er versicherte am Montag in der japanischen Hauptstadt erneut, dass seine Regierung mehr tun werde, um gegen die Korruption vorzugehen. Dabei sei man aber auf ausländische Hilfe angewiesen, sagte er. Zugleich bedankte sich Karzai für die am Vortag in Tokio über das Ende des NATO-Kampfeinsatzes 2014 hinaus zugesagten Milliardenhilfen.

Die Gebernationen wollen bis einschließlich 2015 mehr als 16 Milliarden Dollar bereitstellen. Im Gegenzug sagte Afghanistan erneut unter anderem einen verstärkten Kampf gegen Korruption und Drogen, eine bessere Regierungsführung, freie Wahlen sowie Finanzreformen zu. (APA, 9.7.2012)