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Die 1927 geborene Autorin und Schauspielerin Carmen Köper verfolgte die globale Pfannkuchenspur.

Das Ergebnis ihrer kulinarischen Auseinandersetzung ist ein ebenso unterhaltsames wie komplexes - allerdings zur Gänze unbebildertes - Buch über die Geschichte des Pfannkuchens.

Foto: Mandelbaum

Es war einmal eine Mutter, die hatte sieben hungrige Kinder. Da nahm sie Mehl, Milch, Butter, Eier, Zucker - etwas Salz nicht zu vergessen - und machte einen schönen, dicken, fetten Pfannkuchen. Der lag in der Pfanne und ging auf, dass es eine Freude war.

Die Kinder standen alle ringsherum, und der alte Großvater sah zu. Da sagte das erste Kind: "Ach, gib mir doch ein bisschen Pfannkuchen, liebe Mutter." - "Liebe, gute Mutter", sagte das zweite. "Liebe, gute, schöne Mutter", sagte das dritte. "Liebe, gute, schöne, beste Mutter", sagte das vierte. Und so fort.

Aber die Mutter sagte: "Wartet, bis er sich umgedreht hat." Sie hätte sagen sollen: "Bis ich ihn umgedreht habe." Denn als der Pfannkuchen hörte, dass er sich umdrehen könne, dachte er: Was? Zum Essen bin ich viel zu schön. Ich will mir lieber erst einmal die Welt ansehen und mich sofort umdrehen. Und damit machte der Pfannkuchen einen Sprung und sprang, kantapper, kantapper, aus der Pfanne heraus und zur Tür.

So beginnt das Märchen vom dicken, fetten Pfannkuchen, der die Pfanne verlässt, um die Welt zu erkunden - genauer gesagt, eines von vielen Märchen, die sich in den europäischen Ländern etabliert haben.

Am Beginn stand der Pfannkuchen

"Pfannkuchen-Backen hilft bei allen möglichen Wehwehchen", stellte die deutsche Schauspielerin und Autorin Carmen Köper fest, wenn sie sich mit ihrem kleinen Sohn nach Schule und Arbeit mit dem Backen von Pfannkuchen entspannte, und definiert die Zubereitung als "ein Gemisch aus Mehl, Liebe, Milch, guter Laune und Eiern und meiner ganzen tiefen Hingabe zu meinen Kindern".

Das Wissen ihrer Mutter war es, das sie da, mit der Pfanne hantierend, weitergetragen hat. Heute sieht sie sich selbst als "alte Frau am Herd", die versucht, sich in ihre Kinderzeit und die Kinderzeit ihrer Kinder zurückzudenken. Vom routinierten Kochen für die Familie bis zum Bewirten von Gästen im Seniorinnenalter: Angefangen hat alles mit einem Pfannkuchen. "Was für eine Welt eröffnet sich da?", fragt sich Köper. "Die ganze Welt der Pfannkuchen!"

Um dieser Speise "den großen kulinarischen Segen zu erteilen, den sie verdient", reiste die Autorin durch die Welt und brachte Rezepte aus Irland, Großbritannien, den USA, China und Australien mit. Das Ergebnis ihrer tiefgreifenden kulinarischen Auseinandersetzung ist ein ebenso unterhaltsames wie komplexes Buch über die Geschichte des Pfannkuchens, das im Frühjahr im Mandelbaum Verlag erschienen ist.

Pfannkuchen oder Pfannekuchen?

Carmen Köper enthüllt den Pfannkuchen als einen unverzichtbaren Teil der Peking-Ente, schreibt über einen indonesischen Pfannkuchen aus Kokosmilch und landet nach einem Abstecher in Australien mit einem Sprung über den Indischen Ozean in Afrika bei einem Huhn mit Pfannkuchendeckel.

Überall wird Pfannkuchen gebacken, bemerkt die Autorin und stellt seine zahlreichen Schwestern und Brüder vor: Plinsen, Crêpes, Galettes, Dalken, Liwanzen, Poffertjes, Blinys sowie eine besondere Art der Pfannengerichte - die vielen Schmarren-Varianten.

Keine Frage, dass eine Abhandlung über die Begrifflichkeit nicht fehlen darf: Heißt es in Deutschland nun Pfannkuchen oder Pfannekuchen? "Eigentlich müsste es ja Pfannenkuchen heißen, denn es ist ja wohl ein Kuchen, der in der Pfanne gebacken wird und nicht im Ofen", stellt Köper fest, um beim Standpunkt zu landen, dass er - ob mit oder ohne "e" - einfach nur gut gemacht werden müsse.

Das hindert sie nicht daran, die Pfannkuchenspur weiterzuverfolgen, und so versucht sie sich an einer Phänomenologie: "Was sind denn eigentlich Pfannenmehlspeisen?", hinterfragt die Autorin die Namensgebung im deutschen Sprachraum, die sie unter anderem ins Jahr 1718 zurückführt, wo bereits Pfannkuchen fabriziert - vor allem aber schriftlich festgehalten - wurden.

Plinsen, Crêpes, Galettes, Dalken, Liwanzen ...

Wer glaubt, dass Pfannkuchen seit Urzeiten in Form von Fladenbrot etabliert sind, der irrt, denn das Fladenbrot habe nur im weitesten Sinne mit Pfannkuchen zu tun, analysiert Köper, da dieses allein aus Getreide und Wasser bestehe. Die alten Römer dagegen verrührten zwar Eier mit Milch und Wasser, würzten mit Pfeffer und Honig, verzichteten aber wiederum auf das Mehl.

Sämtliche in der Pfanne gebackenen "Kuchen" aus Mehl, Milch und Eiern, mit oder ohne Germ, und ihre internationalen Namen listet die Autorin in der Folge auf. Zahlreiche Rezepte, pfannkuchenbezogene Gedichte, Zitate, Anekdoten und Widmungen von Samuel Beckett über Joachim Ringelnatz bis Wilhelm Busch lockern die kulturhistorischen Betrachtungen auf, und auch Gastrosophen und Köche - von Brillat-Savarin bis Bocuse - kommen zu Wort. Ein österreichisch-deutsches Glossar und eine Mehl-Tabelle mit der optimalen Vermahlung für die jeweilige Speise runden das Buch ab. (Eva Tinsobin, derStandard.at)