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Ein schwer unterernährtes Kind in einem Ernährungszentrum außerhalb von Kaya (Burkina Faso).

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Ouagadougou/Wien - Ausgedörrtes Land, hungernde Frauen und Männer, schwer unterernährte Kinder, Nahrungsmittelknappheit und Saatgut, das dringend Regen benötigt, um eine halbwegs einträgliche Ernte zu sichern - diese und zahlreiche andere, nicht minder besorgniserregende Eindrücke hat Caritas-Präsident Franz Küberl von einer Reise in den Niger sowie nach Burkina Faso "mitgebracht". Mit eindringlichen Worten richtete er deshalb am Montag in Wien seinen Appell an die Bevölkerung, aber auch an die Politik: "Wir müssen diese Tragödie beenden - es ist möglich, wir müssen nur wollen."

18 Millionen Menschen, davon allein 5,5 Millionen im Niger, sind vom Hunger bedroht. "Das bedeutet noch nicht den Tod, aber es ist ein Geschwür. Die Katastrophe konnte bisher abgewendet werden, doch das Drama, ob in den kommenden beiden Monaten genügend Regen fällt oder nicht, ist noch nicht entschieden", mahnte Küberl.

70.000 Betroffene durch Spenden erreicht

Die Caritas Österreich hat bisher rund eine Million Euro an Hilfsgeldern in mehr als 300 Sozialprojekte im Westsahel investiert. Ob Saatgutverteilungen, Essensausgaben, medizinische Behandlung von unterernährten Kindern, "Cash for Work" oder "Food for Work" - bisher konnten damit etwa 70.000 Betroffene erreicht werden. Küberl: "Die Hilfe kommt an und wird in beachtlicher Form umgesetzt." Besonders wichtig: Die Linderung von Hunger werde "gleichgeschaltet" mit der Verbesserung von Nachhaltigkeit, sprich: den Ausbau von Strukturen, die den von immer wiederkehrenden Dürren geplagten Bauern langfristig helfen sollen.

Von der alljährlichen Augustsammlung erwartet sich der Caritas-Präsident in diesem Jahr mehr als üblich, soll heißen: über drei Millionen Euro. "Afrika ist kein Fass ohne Boden, sondern einfach ein riesiger Kontinent. Es wird noch viel Aufmerksamkeit, Interesse, Einsatz und Hilfe nötig sein. Die Welt ist eben noch nicht fertig. Aber es haben in Afrika Entwicklungen stattgefunden, die man vor zehn, fünfzehn Jahren noch nicht für möglich gehalten hat."

"30 Tage Solidarität"

Lob und Tadel gab es von Küberl für die heimische Bundesregierung. Die zugesagten 1,5 Millionen Euro an Hilfsgeldern seien "gut und wichtig", dies könne aber "noch nicht alles gewesen sein. An der Erhöhung der Entwicklungshilfe führt kein Weg vorbei, wir brauchen diese Wohlstandsdividende", forderte der Caritas-Präsident. Österreich habe im Vorjahr 0,27 Prozent des BIP für Entwicklungshilfe veranschlagt - "da ist aber schon jeder rostige Reißnagel dazugezählt worden, der nur irgendwie nach Entwicklungshilfe gerochen hat".

Für die Bevölkerung hat sich die Caritas dieses Mal etwas ausgedacht: Wem Spenden zu wenig ist, der kann sich unter dem Motto "30 Tage Solidarität mit Hungernden" auf der Website Tipps für einen nachhaltigeren Umgang mit den alltäglich zur Verfügung stehenden Ressourcen holen. Wer "nur" spenden möchte, dem sei gesagt, dass schon 25 Euro ausreichen, um eine ganze Familie in der Sahelzone mit Saatgut und Werkzeug für die Bewirtschaftung der Felder zu versorgen. (APA, 9.7.2012)