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Der Rettungsschirm scheint das Vertrauen in den Euro nicht gerade zu bessern.

foto: ap/daniel maurer
Grafik: DER STANDARD

Linz - Für die Realwirtschaft wäre er schon recht, der Euro. Für das tägliche Leben auch. Aber allen politischen Bemühungen der letzten Wochen zum Trotz glaubt nur etwa die Hälfte der Österreicher an eine Zukunft der Gemeinschaftswährung. Das geht aus einer in dieser Woche - gleichzeitig mit der Parlamentsdebatte über den ESM und den Fiskalpakt - durchgeführten Market-Umfrage für den Standard hervor.

DER STANDARD ließ fragen: "Wie ist das bei Ihnen persönlich: Wie groß ist Ihr Vertrauen in den Euro alles in allem?" Daraufhin bekundeten elf Prozent volles Vertrauen (etwa gleich viele wie im Dezember des Vorjahres), und 33 Prozent sagten "eher schon" (Dezember 2011: 44 Prozent) - 36 Prozent bekundeten "eher weniger" und 20 Prozent "gar kein Vertrauen".

Die Vertrauensbekundungen halten sich hart an Parteigrenzen: Grüne, Schwarze und Rote sind mehrheitlich zuversichtlich, die anderen mehrheitlich kritisch. Die Haltung der potenziellen Nichtwähler ist ähnlich jener der Freiheitlichen.

Falsche Maßnahmen

Market erhob auch, wie die Österreicher die Vor- und Nachteile des Euro sehen. Markanteste Beobachtung: "Noch vor einem halben Jahr haben wir festgestellt, dass die Österreicher es durchaus als Stärke gesehen haben, dass die Währungsunion schwachen Ländern Unterstützung bieten kann - aber das wird offenbar immer weniger geschätzt, je länger darüber diskutiert wird", sagt Market-Chef Werner Beutelmeyer.

78 Prozent sehen die internationale Hilfe für schwache Eurostaaten heute eher als Nachteil. Die Grafik zeigt, dass ansonsten überwiegend Vorteile in der Gemeinschaftswährung gesehen werden - wobei sich gegen die einheitliche Währungspolitik und den gemeinsamen Kapitalmarkt die relativ größte Minderheit stellt. Am populärsten ist das Reisen ohne Umtausch, am größten sind die Zweifel an der Preisstabilität - dem primären Ziel der Europäischen Zentralbank EZB: 56 Prozent meinen, Preisstabilität habe nichts mit dem Euro zu tun.

DER STANDARD ließ auch fragen: "Wie wird aus Ihrer Sicht seitens der EU mit der aktuellen Schuldenkrise umgegangen?" Auch hier gibt es Vergleichszahlen aus dem Dezember des Vorjahres. Damals nannte ein Prozent die Maßnahmen für auf jeden Fall richtig, 35 Prozent meinten, sie seien "eher schon" richtig. Heute sind zwei Prozent völlig, aber nur 22 "eher schon" überzeugt. 44 Prozent (Dezember: 24 Prozent) halten die Maßnahmen für "ganz und gar nicht richtig". Und was wird langfristig passieren? "Was denken Sie, werden wir in zehn Jahren auch noch mit dem Euro zahlen, oder wird es in zehn Jahren den Euro nicht mehr geben?" Da sagten nur 52 Prozent, dass sie noch an den Euro in zehn Jahren glauben. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 9.7.2012)