Ouagadougou - Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) fordert die Bildung einer Allparteienregierung in Mali bis Ende Juli und einen Fahrplan für die Beendigung der seit dem Militärputsch vom März andauernden Krise. "Wir können eine Teilung Malis nicht tolerieren", erklärte der amtierende ECOWAS-Vorsitzende, der ivorische Präsident Alassane Ouattara, am Samstag auf einem Sondergipfel in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Der Staatengemeinschaft gehören Benin, Burkina Faso, Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste), Guinea, Mali, Mauretanien, Niger, Senegal, Togo, Gambia, Ghana, Liberia, Nigeria, Sierre Leone, Guinea-Bissau und Kap Verde an.

Malis Übergangspräsident Dioncounda Traoré, der sich zur medizinischen Behandlung in Frankreich aufhält, nahm an dem Treffen nicht teil. Er war Ende Mai im Präsidentenpalast in Bamako attackiert worden und hatte Verletzungen am Kopf, an der Brust und am Rücken erlitten. Nach dem Militärputsch gegen Präsident Amadou Toumani Touré war Dioncounda Traoré Mitte April aufgrund einer Vereinbarung zwischen den Putschisten und ECOWAS in seiner Eigenschaft als Präsident der Nationalversammlung als Interims-Staatschef vereidigt worden.

Friedenstruppe

ECOWAS ist grundsätzlich bereit, eine Friedenstruppe nach Mali zu entsenden, benötigt dafür aber grünes Licht aus Bamako und von der UNO. Islamisten, darunter die für die jüngsten Zerstörungen der Kulturschätze in Timbuktu verantwortliche Gruppe Ansar Dine, und Tuareg-Rebellen der MNLA ("Nationale Bewegung für die Befreiung von Azawad") hatten den gesamten Norden Malis unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem der Putsch in Bamako ein Machtvakuum erzeugt hatte. Tuareg-Rebellen waren zusammen mit islamistischen Gruppen immer weiter vorgerückt und hatten strategisch bedeutsame Städte erobert. Die Islamisten versuchen seither, in der Region das islamische Recht einzuführen.

Die Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) hat die Zerstörung von Kulturschätzen durch malische Islamisten in der historischen Wüstenstadt Timbuktu verurteilt. Das Welterbekomitee forderte ein sofortiges Ende dieser "verabscheuungswürdigen" Taten. In der vergangenen Woche hatte die UNESCO Timbuktu wegen des bewaffneten Konflikts im Norden Malis auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Zwei Tage später begannen Extremisten dort mit der Zerstörung historisch bedeutender Mausoleen und Moscheen. Im Norden Malis werden neben Timbuktu die Städte Gao und Kidal von islamistischen militanten Gruppen kontrolliert. (APA, 7.7.2012)