Der Stanley Cup, jährlich an den Champion der National Hockey League (NHL) verliehen, ist eine der bekanntesten und gleichzeitig wohl auch die sagenumwobenste Trophäe in der Welt des Sports. Einen Gutteil seiner mystischen Aura verdankt der 89,54 Zentimeter große Pokal seiner außergewöhnlich hohen Reisetätigkeit, denn seit 1995 ist es gute Tradition, dass alle Spieler aus der jeweiligen Meistermannschaft des Jahres einen Tag mit ihm verbringen dürfen. Am Donnerstag bereiste der Traum aller Eishockeycracks so sein bereits 24. Land, als er zu Anže Kopitar nach Slowenien geflogen wurde.

Der 24jährige hatte heuer erheblichen Anteil am erstmaligen Triumph der Los Angeles Kings, kein Spieler sammelte in den Play-Offs der stärksten Liga der Welt mehr Tore, Vorlagen oder Punkte. Entsprechend überschwänglich wurde der berühmteste Sohn des slowenischen Sports in seiner Heimat am Freitag auch gefeiert. Blieb der Tag mit dem Cup anfänglich noch Familienmitgliedern und Freunden vorenthalten (sehenswerte Schnappschüsse auf Twitter), so versammelten sich am Abend tausende Fans am kleinen Sportplatz von Kopitars Heimatort Hrušica, um einem der komplettesten Eishockeyspieler der Gegenwart einen würdigen Empfang zu bereiten und den einen oder anderen Blick auf den legendären Stanley Cup zu erhaschen. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 7.Juli 2012)

Hrušica, das weniger als 2.000 Einwohner zählende Dorf am Südportal des Karawankentunnels, putzte sich am Freitag ordentlich heraus, um seinem berühmtesten Sohn einen würdigen Empfang zu bereiten.

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Schon auf der Kutschenfahrt durch den Ort wurden Kopitar und der Stanley Cup von zahllosen Fans belagert.

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Wie das nur drei Kilometer entfernte Jesenice gehört Hrušica zur Gorenjska, einer der eishockeyverrücktesten Regionen Mitteleuropas. Der dortige Klub erlebt im Moment die schlimmste Krise seiner 64jährigen Geschichte und musste erst vor wenigen Wochen die Erste Bank Eishockey Liga verlassen. Spieler aus der in einem eigenen Verein (HD Mladi Jesenice) organisierten Nachwuchsabteilung, in der auch Kopitar seine ersten Schritte am Eis machte, standen für ihr großes Idol Spalier.

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Craig Campbell und Phil Pritchard (rechts), besser bekannt als "The Keepers of the Cup", sind Angestellte der Hockey Hall of Fame in Toronto und wachen über den heiligen Gral der Eishockeywelt. Sie begleiten den Pokal auf seiner Reise von Spieler zu Spieler (Reisen seit 11.Juni), letzter Stopp war Voskresensk, die russische Heimsatstadt von Los Angeles-Stürmer Andrei Loktionov.

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Tausende Menschen waren auf den vom nachmittäglichen Regen malträtierten Sportplatz von  Hrušica gekommen. Nach dem Niedergang des sportlichen Aushängeschilds der Region, dem HK Jesenice, ist der Durst nach Erfolgen im Eishockey groß.

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Der große Moment: Anže Kopitar, begleitet von seinem Bruder Gašper (rechts) und Salzburgs Torhütertalent Luka Gračnar, präsentiert der euphorischen Menge den Stanley Cup.

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Interviewt von Jesenices Hallensprecher Bojan Makovec richtet Kopitar Worte des Dankes an die Fans. An gleicher Stelle waren während der Finalserie pro Spiel bis zu 2.000 von ihnen zusammengekommen, um die Partien gemeinsam zu verfolgen - bei Spielbeginn um 2.00 Uhr nachts, wohlgemerkt.

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Der King von Los Angeles präsentiert den Stanley Cup, auf dem sein Name bereits eingraviert ist.

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Vor acht Jahren verließ Kopitar Jesenice in Richtung Södertälje, Schweden. Seit sechs Jahren spielt er nun in Los Angeles, wo er in 501 NHL-Spielen 459 Scorerpunkte sammelte und im Juni maßgeblich am ersten Stanley Cup-Triumph in der 45jährigen Klubgeschichte beteiligt war.

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Knapp 90 Zentimeter in Silber - im Zentrum der Aufmerksamkeit der gut 4.000 Fans, die nach Hrušica kamen.

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Der Stanley Cup-Sieger 2012 heißt Los Angeles, Anže Kopitar trägt die Nummer 11 und schrieb an diesem Abend naturgemäß unzählige Autogramme.

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Vor 119 Jahren nahm der Montreal Hockey Club als erster Verein den Pokal entgegen, der nach seinem Spender, dem Generalgouverneur Kanadas Lord Stanley of Preston, benannt ist. Seit 1924 wurden die Namen der siegreichen Teams und Spieler eingraviert, ihr heutiges Aussehen nahm die Trophäe aber erst 1958 an. Jeder der fünf Ringe an der Basis des Pokals bietet Platz für die Kaderlisten von 13 Mannschaften, muss ein neuer Ring angebracht werden (zuletzt 2006), wird der oberste entfernt und in der Hockey Hall of Fame in Toronto ausgestellt.

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