Grafik: Lipper

Die große Unbekannte für viele Anleger ist die Gebühr. Ein klassisches Beratungsgespräch zum Kauf eines Fonds dreht sich um Risiko ("Wie viel wollen Sie maximal verlieren") und Ertrag ("Wie viel Rendite erwarten Sie sich langfristig"), doch die Kosten bleiben außen vor. Dabei sind sie die einzige Kennzahl, die jeder Anleger VOR dem Kauf eines Investmentprodukts schon abschätzen kann. Risiko und Rendite hängen hingegen an den volatilen Finanzmärkten und sind deutlich schwieriger vorherzusagen. Bei Gebühren hingegen besteht Transparenz, in den Factsheets können Anleger jederzeit prüfen, was ein Fondsinvestment sie denn eigentlich jährlich kostet.

Wettbewerb senkt Kosten nicht

Und das wird leider mehr, und nicht weniger. Obwohl die Fondsgesellschaften immer vom intensiven Wettbewerb um die Kunden reden, wirkt sich dieser nicht auf die Kosten aus. Zwar sind die operativen Kosten (in rot) gesunken, doch die Management- und Vertriebsgebühren (in blau) haben die Gesamtausgabenquote (TER) auf knapp zwei Prozent ansteigen lassen. Ed Moisson, Fondsexperte bei Lipper, kommt in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass "im Vergleich zu einer Branche wie dem Einzelhandel der Wettbewerb keinen Preisdruck auslöst". Im Gegenteil. Weil stärkerer Wettbewerb damit einhergeht, dass die Vertriebskosten steigen, führt er oft genug zu gestiegenen Kosten.

Das kommt bei den Fondsinvestoren an. Laut Moisson unterschätzen diese aber die langfristigen Effekte von Managementgebühren, die etwa bei Aktienmandaten bei 1,5 Prozent liegen, deutlich. In den Jahren von 2002 bis 2011 etwa hat der durchschnittliche in London domizilierte Aktienfondsmanager knapp 98,7 Prozent Rendite gemacht (siehe Wissen). Doch beim Fondsinvestor sind nur 71 Prozent angekommen. "Jährliche Kosten haben die Erträge um 28 Prozent über zehn Jahre gesenkt", so Moisson.

Börsengehandelte Fonds als Alternative

Dabei gäbe es für Anleger auch längst kostengünstigere Alternativen. Börsengehandelte Fonds (ETFs) etwa bieten zu einem Bruchteil die Möglichkeit breite Aktiendiversifikation zu erhalten. "Doch die Zeit ist nicht ganz glücklich für ETFs", gibt Alexander Kempf zu bedenken, Direktor des Seminars für Finanzierungslehre an der Universität zu Köln. So haben Aktien bei Privatanlegern aktuell keinen guten Stand, aber mit einem Gros der verfügbaren ETFs können Anlegern genau in diese Anlageklasse investieren. Dazu hätte die Kritik von Internationalem Währungsfonds und dem Europäischen Systemrisikorat an ETFs, die auf Derivaten basieren, Private zusätzlich verunsichert.

Doch Kempf ist sicher: "Dass für institutionelle Anleger die Gebühren sehr moderat sind, liegt nicht zuletzt daran, dass sie ETFs als ernsthafte Alternative sehen." Dieser direkte Wettbewerb lässt aber bei privaten Investoren noch auf sich warten. (Lukas Sustala, derStandard.at, 9.7.2012)