Wien - Der Ölpreis hat am frühen Freitagnachmittag kräftige Einbußen hinnehmen müssen. Kurz vor 14 Uhr kostete ein Barrel (159 Liter) der US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) 85,29 Dollar und damit 2,21 Prozent weniger als am Donnerstag. Der Future auf ein Barrel der Nordseesorte Brent wurde mit 99,09 Dollar ebenfalls klar unter Vortagesniveau gehandelt.

Die geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der Bank von England, Chinesischen Notenbank und Europäischen Zentralbank (EZB) vom Vortag hätten die Märkte nicht zu beruhigen vermocht, sagten Marktteilnehmer. Den Experten der Commerzbank zufolge hätte die nun zweite Zinssenkung in China innerhalb von einem Monat die Sorge um die konjunkturelle Entwicklung eher verstärkt.

Die Entscheidung der EZB, den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent zu reduzieren, bezeichnen die Experten in ihrem täglichen Rohstoffkommentar als erwartungsgemäß. Indes sei die Absenkung des Einlagenzinses auf null Prozent überraschend gekommen. Infolge der stärker als erwarteten Lockerung sei der Euro stark unter Druck geraten, was auch die Rohstoffpreise belastet habe, wie die Experten weiter schreiben.

Angebotsseitig habe der anhaltende Streik in der norwegischen Ölindustrie die Notierungen belastet, aber eben nur zwischenzeitlich. Zwar sei mit der angedrohten Aussperrung seitens des Industrieverbandes am Donnerstag eine neue Eskalationsstufe in dem Arbeitskampf erreicht worden. Das erhöhe aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung in den Konflikt eingreife, heißt es bei der Commerzbank.

Dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 4,3 Mio. Barrel gefallen seien, habe die Ölnotierungen kaum stützen können, meinen die Experten. Immerhin befänden sich die Vorräte in den USA weiter auf hohem Niveau. Gründe für den jüngsten Rückgang seien der Tropensturm Debby, niedrigere Importe und eine geringere Produktion im Golf von Mexiko gewesen.

Das Gold-Vormittagsfixing in London lag bei 1.591,75 Dollar und damit unter dem Donnerstagvormittags-Fixing von 1.616,75 Dollar. In Normalfall würden monetäre Lockerungsmaßnahmen Gold stützen, schreiben die Rohstoffanalysten der Commerzbank. Der starke Rückgang des Euro gegen den Dollar habe diesmal die Edelmetallpreise aber stark unter Druck gebracht. Grundsätzlich würde die ultralockere Geldpolitik der Notenanken aber für einen weiter steigenden Goldpreis sprechen. (APA, 6.7.2012)