Düsseldorf - Die Affäre um die Milliardenverluste der Westdeutschen Landesbank (WestLB) beschäftigt nun auch die Staatsanwaltschaft. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleitungsaufsicht habe im Zusammenhang mit der aufsichtsrechtlichen Prüfung bei dem Geldinstitut diverse Unterlagen an die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf weitergeleitet, teilte die Bank am Mittwoch mit. Die Behörde werde nun zu prüfen haben, ob sich ein Anfangsverdacht für eine etwaige strafrechtliche Relevanz ergebe.

Verluste, Sonderprüfung

Nach Verlusten in Höhe von 1,7 Mrd. Euro und einer Sonderprüfung durch die Finanzaufsicht waren Anfang der Woche Vorstandschef Jürgen Sengera und Personalvorstand Andreas Seibert zurückgetreten. Nach Angaben der Tageszeitung "Rheinische Post" vom Mittwoch muss vermutlich auch WestLB-Vorstandsmitglied Adolf Franke wegen des vernichtenden Urteils der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in Kürze seinen Hut nehmen.

Die WestLB betonte in ihrer Mitteilung, sie werde wie bereits gegenüber den Bankaufsichtsbehörden auch gegenüber der Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung des Sachverhalts umfassend mitwirken. Nach bisheriger Prüfung im eigenen Haus gehe man allerdings davon aus, dass keine strafrechtlich relevanten Sachverhalte gegeben sind.

Kritik an Millionen-Abfindung

Unterdessen gibt es erste Kritik an der angeblichen Abfindung in Höhe von 2,2 Mio. Euro für Sengera. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer forderte in einem Interview der "Bild"-Zeitung, Manager sollten haften, wenn sie durch Misswirtschaft Verluste verursachen. Es gehe nicht an, dass Arbeitnehmer bei Misswirtschaft fristlos entlassen würden, Manager dafür aber noch Millionen als Abfindungen kassierten. "Nieten in Nadelstreifen müssen bei Misswirtschaft auch persönlich zur Rechenschaft gezogen werden," forderte Schummer.

Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" hat die WestLB durch ihre Finanzierung des britischen TV-Leasing-Unternehmens Boxclever möglicherweise deutlich höhere Wertberichtigungen vornehmen müssen als bisher bekannt ist. Dem Bericht zufolge liegt der wirkliche Wertberichtigungsbedarf mit 480 Mio. Euro um rund 50 Mio. Euro höher als bisher bekannt. Zudem seien lediglich 330 Mio. Euro in den Rekordverlust der Bank von 1,7 Mrd. Euro eingeflossen. 150 Mio. Euro sollen durch Hebung stiller Reserven verrechnet worden sein, wie Aufsichtsratskreise der "Welt" bestätigten.

Die WestLB selbst wollte die Medienberichte am Mittwoch nicht kommentieren. Ein Sprecher des Geldinstituts sagte lediglich, die in der "Welt" genannten Summen seien nicht neu. "Die Bank hat nie offiziell Zahlen genannt", erklärte der Sprecher.

Unterdessen berichtete die Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland", die WestLB stelle die in die Kritik geratene Wagniskapitalsparte der Bank in London, Principal-Finance zum Verkauf. Das wäre laut Zeitung "ein erstes Zugeständnis an die Kritiker der internationalen Ausrichtung der Bank, löse jedoch nicht deren Hauptproblem, den Streit um die künftige Strategie des fünftgrößten deutschen Geldinstituts. (APA/AP)