Kontroversen zwischen Plattenfirmen und deren Musikern über die Lizensierung haben zu Start-Verzögerungen von Apple s " iTunes Music Store " geführt, berichtet die britische Tageszeitung Independent am Mittwoch. Apple hatte in den USA vor acht Wochen erfolgreich den ersten Online Musikshop eröffnet und seitdem fünf Mio. Titel zu je 0,99 Dollar verkauft. In Europa stellt sich die Lage komplizierter dar, da die Musiker in jedem Land unterschiedliche Lizenzvereinbarungen mit ihren Plattenfirmen haben. Bei manchen Labels existieren derartige Vereinbarungen überhaupt nicht. Diese Tatsachen bereiten Apple nun Kopfzerbrechen. Die Firma wollte die Gunst des Augenblicks nutzen und den US-Erfolg ihres Music-Shops auf den Rest der Welt ausweiten.

Komplizierter als in den USA

"In Europa ist das rechtliche System für den Download von lizensierten Titeln komplizierter als in den USA. Das amerikanische "Ein-Preis-für-alles-System" funktioniert in Europa nicht", so Pascal Cagni, Vize-Präsident von Apple's European Operations. Cagni legte sich auf keinen genauen Start-Termin fest, stellte jedoch klar, dass die kolportierten Angaben über einen Start bis September nicht der Wahrheit entsprächen. "Ich denke nicht, dass dieses Service in Europa bis zum nächsten Jahr angeboten wird", so Cagni.

Über 46% der Titel, die über Apples virtuellen Ladentisch gingen, wurden als Alben gekauft

Die britische Firma On Demand Distribution (OD2) hat bereits Verträge mit fünf großen Plattenlabels unterzeichnet. Es wird jedoch nicht angenommen, dass die Zahl der verkauften Titel jenen von Apples Shop nahe kommt, so Independent. Die Zahl der über OD2 und Apple verkauften Titel verblasst jedoch neben den millionenfachen Downloads, die täglich über illegale Peer-to-Peer Netzwerke stattfinden. Apple gibt sich dennoch zuversichtlich und hält fest, dass der Kauf von Alben immer noch populär ist: Über 46% der Titel, die über Apples virtuellen Ladentisch gingen, wurden als Alben gekauft. Und mehr als 80% der über 200.000 Lieder des Online Stores wurden mindestens zwei Mal gekauft. Der Schlüssel des Erfolges dürfte im simplen System liegen: Aufgerufen wird "iTunes" über eine einfache Benutzeroberfläche, ähnlich der eines Web-Browsers. Für Einzeltitel zahlt der User 99 US-Cent, ein Album kostet 9,99 Dollar. Die Benutzer können die Titel auf CD brennen und diese im Auto oder im CD-Player abspielen. Anders läuft der Kauf und das Handling der Lieder bei OD2 ab. Das System ist als Abonnement aufgebaut und erlaubt lediglich, einige Tracks auf CD zu brennen. Läuft das Abonnement aus, können auch die heruntergeladenen Titel nicht mehr abgespielt werden.

Neues Kaufverhalten

"iTunes Music Store verändert das Kaufverhalten der Menschen, was Musik betrifft", sagte Steve Jobs, Geschäftsführer von Apple. Die Firma will sich in einem nächsten Schritt darauf konzentrieren, eine Version des Systems zu entwickeln, die auch unter der weit verbreiteten Windows-Oberfläche läuft. Ende des Jahres soll auch die PC-Variante die Kassen klingeln lassen. (pte)