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"Gott wird ihre Mägen in der Hölle braten": Der irakische Informationsminister hat Kultstatus erlangt

Foto: APA/epa
Einem britischen Zeitungsbericht zufolge wurde der ehemalige Informationsminister des gestürzten irakischen Diktators Saddam Hussein im Irak verhaftet. Unterdessen soll es neuerlich zu Anschlägen auf irakische Ölpipelines gekommen sein.

Bagdad/Washington – Der mit seinen wortgewaltigen Aussagen über den Kriegsverlauf bekannt gewordene ehemalige irakische Informationsminister ist nach einem Zeitungsbericht von amerikanischen Soldaten gefasst worden. US-Soldaten hätten Mohammed Said Al-Sahhaf in der Nacht zum Dienstag an einer Straßensperre in Bagdad festgenommen, berichtete die britische Tageszeitung Daily Mirror am Mittwoch.

Der US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, hat die angebliche Festnahme des früheren irakischen Informationsministers zunächst nicht bestätigt. Die US-Armee würde eine Festnahme "zu gegebener Zeit" bekannt geben, sagte er in Bagdad. Auch die US-Armee wollte keine Bestätigung derartiger Berichte abgeben.

Mit Aussagen wie, Bagdad sei sicher und die "Ungläubigen begehen zu Hunderten Selbstmord vor den Toren Bagdads", hatte das Sprachrohr Saddam Husseins während des US-Vormarsches immer wieder für Erstaunen und Heiterkeit gesorgt. Nach dem Krieg wurde der mit dem Spitznamen "Comical Ali" versehene Al-Sahhaf besonders im Internet zu einer Art komischen Kultfigur.

Das Weiße Haus soll im Vorfeld des Irakkriegs mit Druck auf Experten des US-Außenministeriums versucht haben, Geheimdienstinformationen über das irakische Waffenarsenal auf Regierungslinie zu bringen. Der Bio- und Chemiewaffenexperte Christian Westermann habe in einer vertraulichen Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses ausgesagt, er habe sich von der Regierung unter Druck gesetzt gefühlt, berichtete die New York Times unter Berufung auf Kongresskreise. Seine Expertenberichte hätten der Position der Regierung angepasst werden sollen.

Nicht abgeändert Demnach betonte der Waffenexperte in der Anhörung, dass er seine Analysen über irakische Waffen nicht abgeändert habe. Westermann wollte die Informationen nach Angaben der Zeitung selbst nicht kommentieren. Der Ausschuss des Repräsentantenhauses untersucht den Um 4. Spalte gang der US-Regierung mit Geheimdienstinformationen über irakische Massenvernichtungswaffen und die Unterstützung des Terrorismus durch den Irak. Angeblich einsatzbereite ABC-Waffen waren der Öffentlichkeit als Hauptgrund für den Feldzug gegen den Irak genannt worden. Im Irak haben Saboteure nach Informationen des arabischen Fernsehsenders Al-Jazeera zum vierten Mal innerhalb von zwei Wochen einen Sprengsatz an einer Pipeline gezündet. Der Sender berichtete Mittwoch unter Berufung auf Augenzeugen, bei der Explosion an der Ölpipeline 250 Kilometer nordwestlich von Bagdad handle es sich um einen Sabotageakt, mit dem dem Anschein nach irakische Ölexporte nach Israel verhindert werden sollten.

Der Fernsehsender zitierte einen Mitarbeiter des Erdölministeriums in Bagdad mit den Worten, die Saboteure suchten sich im Irak die "falschen" Angriffsziele aus. Durch die Explosionen der vergangenen Tage sei die Elektrizitätsversorgung der Hauptstadt mehrfach zusammengebrochen. In Bagdad soll es erst in fünf Tagen wieder dauerhaft Strom geben. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.6.2003)