Klestil zeichnete den Lebenslauf des ehemaligen Wunderkinds nach, das bereits mit fünf Jahren von einem Onkel an der Wiener Musikhochschule angemeldet wurde und dort der jüngste "Student" wurde, den das Institut je führte. Immer wieder habe Buchbinder sich neue Herausforderungen auferlegt. Er habe bis zu 200 Konzerte pro Jahr gegeben, u.a. das Klavier-Gesamtwerk von Joseph Haydn und den Zyklus sämtlicher Klavierkonzerte von Mozart eingespielt und sogar bildnerische Arbeiten angefertigt. Das Zentrum seines Lebens sei aber "Beethoven, Beethoven, Beethoven".
Völkerverbindende Mission
Buchbinder bezeichnete die Auszeichnung in seiner Dankesrede als "große und verantwortungsvolle Verpflichtung". Künstler dürften sich nicht hinter den Schutzschildern ihres Berufs verstecken, sondern hätten auch enorme Aufgaben zu bewältigen und müssten dabei helfen, kultur- und gesellschaftspolitische Probleme zu lösen. "Die Kraft der Musik ermöglicht eine völkerverbindende Mission, wie sie keine andere Sprache in diesem Ausmaß bereit ist zu erreichen. Mein kleiner Anteil daran sind meine zehn Finger, mein Kopf, mein Herz und die schwarzen und weißen Tasten." Eine dieser Aufgaben sei auch, der Jugend die Angst vor der "heiligen Klassik" zu nehmen, so Buchbinder.
Rudolf Buchbinder wurde am 1. Dezember 1946 in Leitmeritz (Tschechien) geboren. Er begann seine Ausbildung mit fünf Jahren an der Wiener Musikhochschule und absolvierte bereits im Alter von neun Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt. Zwei Jahre später wurde Buchbinder in die Meisterklasse des Wiener Klavierpädagogen Bruno Seidlhofer aufgenommen. Als Pianist gewann er zahlreiche Preise, darunter den ersten Preis beim Beethoven-Klavierwettbewerb 1967.