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Foto: Reuters/STRINGER/TURKEY

Er ist steinreich, er kontrolliert Zeitungen und Fernsehsender, und er strebt als Chef einer rechtspopulistischen Partei an die Macht: Kritiker nennen den Unternehmer Cem Uzan den "türkischen Berlusconi", weil er wie der italienische Premier geschäftliche und politische Ambitionen miteinander vermische. Da die Regierung in Ankara Uzans "Genc Parti" (Junge Partei) als direkten Konkurrenten betrachtet, horchte jetzt die ganze Türkei auf, als Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zwei Unternehmen des auch in der Geschäftswelt umstrittenen Uzan-Konzerns unter staatliche Zwangsverwaltung stellen ließ.

Die Aktion gegen die beiden Energie-Unternehmen Cukurova und Kepez habe nichts mit Parteipolitik zu tun, weist die Regierung zurück. Der Uzan-Konzern, dem auch der Vater und der Bruder von Cem Uzan angehören, hätte die beiden 1998 vom Staat übernommenen Firmen eigentlich schon im Februar im Rahmen von Reformen im Energiesektor an Ankara zurückgeben müssen, hatte die Rückgabe aber hinausgezögert. Deshalb hätten die Behörden handeln müssen.

Der "wahre" Grund

Uzan sieht das ganz anders. Den politischen Gegnern der Genc Parti sei Uzans wachsende Popularität unbequem, wetterte die Partei. Das sei der wahre Grund für das Eingreifen der Regierung.

Fest steht, dass der Uzan-Konzern nicht das erste Mal für negative Schlagzeilen sorgt. Seit Jahren streitet sich der Familienkonzern mit dem US-Handy-Hersteller Motorola; dieser wirft den Uzans vor, Kredite in Milliardenhöhe nicht zurückgezahlt zu haben. Das Imperium der Familie umfasst neben dem Handy-Unternehmen Telsim unter anderem die Boulevardzeitung "Star" und mehrere landesweite Fernsehsender. Solche Verquickungen gibt es zwar auch bei anderen Großunternehmen in der Türkei, so beim Dogan-Konzern, der die größten Zeitungen des Landes herausgibt und auch in vielen anderen Sparten tätig ist. Aber kein anderer großer Industriekapitän außer Uzan hat dazu noch eine eigene Partei. (APA/red)