Geringer ausgefallen
Hätte Österreich in den Jahren 1999 bis 2002 das deutlich höhere deutsche Zinsniveau gehabt, wäre das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,2 Prozent geringer ausgefallen. Gleichzeitig hätte dies Einkommensverluste von 2,94 Mrd. Euro oder mehr als 1.000 Euro für jeden unselbstständig Beschäftigten zur Folge gehabt, fasste der Obmann der Bundessparte Bank & Versicherung in der Wirtschaftskammer, RZB-Chef Walter Rothensteiner, die Hauptergebnisse der in Auftrag gegebenen Untersuchung zusammen.
Für die Folgejahre wären laut IHS-Studie - trotz Fortschreibung des faktisch niedrigeren österreichischen Zinsniveaus ab 2004 - zusätzliche Einkommensverluste von jährlich 300 Mio. Euro (Durchschnitt) zu erwarten. In Summe würden die Einkommensverluste im Zehn-Jahres-Zeitraum von 1999 bis 2008 (also seit der Währungsunion) damit nicht weniger als 5,33 Mrd. Euro oder 2,2 Prozent des BIP betragen.
"Effektiv"
"Damit zeigt sich, wo die Schrauben am Konjunkturmotor wirklich effektiv bewegt werden können", argumentierte Rothensteiner im Hinblick auf die geplante Steuerreform.
Für IHS-Chef Bernhard Felderer sind die in der Studie errechneten Einkommensverluste die Folge von geringeren Investitionen der Unternehmer als Reaktion auf ein höheres Zinsniveau. Felderer: "Allein im heurigen Jahr würden die Investitionen etwa um 777 Mio. Euro geringer ausfallen."
Deutschland im Vergleich
Höhere Kreditzinsen (auf dem Niveau Deutschlands) hätten auch auf die Industrieproduktion Auswirkungen: eine durchschnittliche Reduktion um 3,7 Prozent. Auch der heimische Arbeitsmarkt würde empfindlich leiden, für den Zeitraum 1999 bis 2008 wäre von einer um 0,4 Prozentpunkte höher liegenden Arbeitslosigkeit auszugehen.
Felderer zufolge bestehen im europäischen Vergleich - trotz der sich im Zuge der Währungsunion annähernden Nominal- und Realzinssätze - weiterhin beträchtliche Unterschiede bei den Zinskonditionen. "Eine unvollkommene Zinskonvergenz bedeutet, dass es für die europäischen Unternehmungen bei der Minimierung ihrer Kapitalkosten durchaus eine Rolle spielt, in welchem Land die erforderlichen Fremdmittel aufgenommen werden", wie Rothensteiner dazu anmerkte.