Klassisch Falunrot leuchtet das Gehöft am Asnen-See in Südschweden. Auf der grünen Wiese vor dem Wirtschaftsgebäude sind grellgelbe Bienchen mit ausladenden Hintern gelandet und im Birkenwäldchen hinterm Haus tummeln sich die knallblauen Brums. Knallblaue Brums?

Foto: Ikea

Für die Präsentation ihrer neuen Designerkollektion für Kinder hat Ikea den Bauernhof kurzfristig zur "Playtown" umfunktioniert und viele bunte Kindermöbel mit lustigen Namen in die Landschaft gestellt. Auf "Sportig", "Spänstig" und "Svinga", einem freischwingenden Sitzmöbel, das von einer ehrwürdigen Eiche baumelt, turnen bereits die kleinen und ganz kleinen Experten, die das Unternehmen zur gekonnten Produktlancierung in die schwedische Pampa gebeten hat.

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Nicht Erwachsenenmöbel in kleineren Dimensionen sondern eigenständige, so genannte Spielmöbel wollte das Unternehmen entwickeln. Sie sollen dem Anspruch gerecht werden, die Entwicklung der kindlichen Motorik zu unterstützen und Möglichkeit zum Toben und Entspannen bieten. Über 500 Produktvorschläge wurden eingereicht, 32 davon realisiert.

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Åsa Andblad ist eine von 22 Designerinnen und Designern, deren Entwürfe zur Produktion ausgewählt wurden. "Bewegung, Erholung und Platznot waren die Stichworte, die mich bei der Entwicklung von Vagga beeinflusst haben", erklärt die junge Frau, während sie ihr multifunktionelles Sitzmöbel erklärt. "Vagga" ist eine Wippe aus Birkenholz mit Kufen aus Polypropylen, die mit einem abnehmbaren und waschbaren Polsterüberzug ausgestattet ist. "Für Babys fungiert Vagga als Wiege, größere Kinder drehen das Möbel um, laufen drüber oder verwenden es als Rutsche.

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Auch als Mauer oder Abtrennung eines eigenen Bereichs im gemeinsamen Wohnraum kann man Vagga verwenden", erzählt Andblad, die selbst zwei kleine Kinder hat und sich mit der Magisterarbeit ihres Industriedesignstudiums an der Hochschule für Design und Kunsthandwerk an der Universität Göteborg bei Ikea beworben hat. Es sei eine große Auszeichnung für sie, gleich mit ihrer Abschlussarbeit in Produktion zu gehen. Wie viel ihre gute Idee dem Unternehmen wert war, will sie nicht sagen. Einen Freelancervertrag bei Ikea hat sie jedenfalls in der Tasche.

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Bei einer der so genannten Ikea/PS-Serien beteiligt zu sein, ist außerdem ein ziemliches Renommee. 1995 präsentierte das Unternehmen erstmals eine derartige Serie mit dem allerneuesten Design in Stockholm und bei der Möbelmesse in Mailand. (PS steht dabei für Postskriptum). Die Kollektion zum Thema "Democratic Design" erregte ziemliches Aufsehen und wurde 1999 fortgesetzt. 2002 folgte der nächste Streich mit multifunktionalen Möbeln und Accessoires für die "Oase" daheim.

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Die diesjährige, vierte PS-Kollektion für Kinder wurde seit zwei Jahren vorbereitet und fußt auf Wissen von Entwicklungspsychologen und anderen Experten. Dem ersten Härtetest waren die Prototypen bei einem Treffen mit 16 Kindern zwischen vier und sieben ausgesetzt. Deren Spielverhalten wurde analysiert und für die weitere Produktentwicklung genutzt.

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Nicht alle der schlussendlich umgesetzten Entwürfe sind so intelligent, multifunktional und Platz sparend wie Åsa Andblads Arbeit. Manche der bunten Tierchen, Kästchen und Kistchen erzeugen zwar auf den ersten Blick einen Streichelreflex, erweisen sich bei genauerer Betrachtung aber als ganz schön klobig und raumgreifend. Und das mag in Playtown ja gut und schön sein, zu Hause ist es das nicht. (Der Standard/rondo/20/06/2003)

Ab dem 1. Juli ist die neue PS-Kollektion in allen österreichischen Ikea-Filialen erhältlich.

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