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Slowenien will den Ball nicht an Brüssel abgeben.

Foto: Reuters/ ZIVULOVIC Srdjan

Nicht zum ersten Mal gerät Slowenien in den Fokus der Finanzmärkte und wird zum zentralen Thema von Gerüchten. Das Land soll Hilfe des Euro-Rettungsschirms brauchen, hieß es in den letzten Tagen immer wieder. Von slowenischer Seite folgte am Dienstag ein Dementi, allerdings mit einer Eingrenzung beim Zeithorizont. "In diesem Moment besteht kein Bedarf, um Hilfe aus dem europäischen Finanzmechanismus zu beantragen, weder aufgrund der Situation im Finanzsektor noch wegen der finanzpolitischen Lage", heißt es aus dem slowenischen Finanzministerium. "In diesem Moment" kann vieles heißen, auch "vielleicht aber wann anders".

Slowenien bewegt sich schon seit längerem auf wirtschaftlich dünnem Eis. Besonders der Bankensektor des südlichen Nachbarn befindet sich in einer schwierigen Lage. 2011 fuhren die slowenischen Banken einen Nettoverlust von 436 Millionen Euro ein. Auch im laufenden Jahr sieht es nicht viel besser aus - Daten der slowenischen Nationalbank zufolge betrug der Vorsteuerverlust bis Ende Mai 2012 45,7 Millionen Euro. 

Bank in Schwierigkeiten

Außerdem sorgt die größte slowenische Bank, die mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche NLB (Nova Ljubljanska Banka) für Probleme. Um auf die von der Europäischen Bankenaufsicht geforderten neun Prozent hartes Kernkapital zu kommen, benötigte die Bank eine neuerliche Rekapitalisierung von 383 Millionen Euro. Allerdings wird das allem Anschein nach auch nicht reichen, für das weitere rentable Wirtschaften dürfte die Bank noch zusätzliche Millionen benötigen. Von slowenischer Seite zeigt man sich zuversichtlich. Anfang dieser Woche wurde die NLB durch den Staat rekapitalisiert, Slowenien erwartet für das heurige Jahr keine zusätzlichen finanziellen Belastungen seitens des Bankensektors.

Problem-Kredite

Dabei kämpfen die slowenischen Banken nicht nur mit der notwendigen Rekapitalisierung , sondern auch mit jeder Menge Problem-Krediten. So ging es mit Sloweniens Baubranche den Bach runter. Daran mit Schuld ist sicherlich die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007, brach doch die Produktion im Baugewerbe massiv ein. Die Unternehmen verspekulierten sich zudem mit auf Pump finanzierten Immobilienprojekten, die letztlich nie Realität wurden oder auf denen die Baufirmen schlicht sitzen blieben, weil Käufer fehlten. Das jüngste Opfer ist der Baukonzern Primorje, über dem vor wenigen Wochen das Konkursverfahren eröffnet wurde.

Mit der slowenischen Wirtschaft geht es ebenfalls nicht gerade nach oben. Im ersten Quartal 2012 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent real. Auch wenn eine leichte Erholung eingesetzt hat, seit drei Quartalen in Folge geht es mit dem Bruttoinlandsprodukt nach unten. Mit einem Sparpaket versucht das Land, die öffentlichen Ausgaben massiv einzudämmen. 500 Millionen Euro sollen noch heuer, 750 Millionen im kommenden Jahr gespart werden. Damit soll das Haushaltsdefizit fast halbiert, 2013 unter drei Prozent gebracht werden. Alles in allem sieht sich Slowenien also auf einem guten Weg, Hilfe aus dem Rettungsschirm werde man keine brauchen, heißt es aus Ljubljana.

Die EU-Kommission bestätigte zudem, dass es keine Anfrage aus Slowenien gegeben hätte. Aber man sei mit dem Land in Kontakt. (rom/APA, derStandard.at, 5.7.2012)