Die Freiwilligen der Wasserrettung müssen regelmäßig Ausbildungen absolvieren, um im Einsatzfall schnell und richtig reagieren zu können.

Fotos: derStandard.at/cm, Montage: bbl

Michael Mimra ist seit fast 40 Jahren bei der Wiener Wasserrettung.

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Die zwei jungen Frauen, die mit ihrem kleinen Schlauchboot auf der Alten Donau unterwegs sind, landen im Wasser. Eine von ihnen versucht sich über Wasser zu halten, die andere ist nicht mehr zu sehen. Das Schlauchboot treibt umgedreht am Fluss. 

Der Rettungsschwimmer an Land springt vom Steg und zieht die erste Frau ans Ufer, wo sie von der bereits alarmierten Rettung versorgt wird. Um die zweite Frau zu finden, machen sich die Taucher der Wasserrettung bereit. Mit einem Schnellboot rasen sie zur Unglücksstelle und ziehen die Bewusstlose unter dem Schlauchboot hervor. Mit Hilfe eines Rettungsbretts wird das Opfer schließlich in das Schnellboot gehievt.

Einsatz bei Veranstaltungen

Die Situation hat sich nicht bei einem "echten" Einsatz abgespielt, sondern bei einer Vorführung. Dabei demonstrierten die freiwilligen Mitglieder der Wiener Wasserrettung ihre Professionalität im Notfall. "Zum Glück passieren solche Unglücke nicht oft", sagt Michael Mimra, der stellvertretende Landesleiter der Organisation. 

Zwar werden die Retter bei Unfällen am Wasser von Polizei, Feuerwehr oder Rettung zusätzlich per Blaulicht-SMS alarmiert, doch sind die Mitglieder vor allem bei Veranstaltungen im Einsatz. Dabei waren in der jüngeren Vergangenheit unter anderen die Wasserski-EM und der Vienna City Triathlon Herausforderungen. "Bei einem Massenstart im Triathlon ist es nicht einfach, zu den Personen zu kommen, die Hilfe brauchen", sagt Mimra. Krämpfe und Selbstüberschätzung waren die Hauptgründe, weshalb die Freiwilligen einige SportlerInnen retten mussten.

Schwierige Einsätze: Totbergungen

Retten lassen sich allerdings nicht alle Opfer von Unfällen am Wasser. Besonders wenn die Mitglieder der Wasserrettung zu einem Einsatz nachalarmiert werden, handelt es sich meist um vermisste Personen. "Nachdem wir in der Alarmierungskette eher hinten angereiht sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Vermissten nicht mehr leben, wenn wir ankommen", sagt Mimra. 

Im vergangenen Jahr gab es zwei Totbergungen. "Bei solchen Einsätzen achten wir darauf, dass die Einsatzkräfte nach den Personen tauchen, die mit der Situation am ehesten umgehen können", so der stellvertretende Landesleiter. Dabei würden Mitglieder der Feuerwehr und Polizei Vorrang haben. 

Die Taucher, die schließlich die Leiche finden, müssen die Fundstelle markieren und verlassen daraufhin gleich das Wasser. Laut Mimra ist es üblich, dass die Bergung des Toten nicht vom ersten Team durchgeführt wird: "Das hilft, ein wenig Abstand zu wahren." Obwohl die Wasserrettung die Möglichkeit hat, das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes anzufordern, bestand der Bedarf noch nie. Nach den Einsätzen helfe es oft schon, wenn man sich zusammensetzt und über das Erlebte spricht.

Ausbildungen sind Pflicht

1.500 bis 2.000 Personen sind bei der Wasserrettung in Wien registriert. Wirklich aktive Mitglieder gibt es laut Mimra allerdings nur etwa 150. Das liegt für ihn nicht zuletzt an den verpflichtenden Weiterbildungen, die jeder Retter absolvieren muss. Innerhalb von drei Jahren muss dabei eine festgelegte Anzahl an Modulen abgeschlossen werden. Darin enthalten sind ein großer Erste-Hilfe-Kurs, Verhalten im Fließwasser und die richtigen Handgriffe am Einsatzboot. Nach drei Jahren müssen die Kurse wiederholt werden. 

Nachdem die Wasserrettung in Österreich eine Freiwilligenorganisation ist, finanziert sie sich hauptsächlich aus Spendengeldern. Zudem erhält sie für ihre Einsätze bei Veranstaltungen Unkostenbeiträge und bietet verschiedene Ausbildungen an. Besonders beliebt ist der Rettungsschwimmerkurs. Zudem wurden im Jahr 2011 rund 3.500 Kinder in Schwimmkursen unterrichtet.

Kleines Nachwuchsproblem

Die erste Ausbildung, die man auf diesem Gebiet abschließen kann, ist der "Pinguin", der Frühschwimmer. Ab diesem Zeitpunkt können die Kleinsten auch der Wasserrettung beitreten. "Prinzipiell dürfen auch Dreijährige schon bei uns Mitglied sein", erzählt Mimra. Zu Einsätzen werden die Freiwilligen allerdings erst im Alter von 16 Jahren mitgenommen.

Dennoch gibt es laut dem stellvertretenden Landesleiter ein "kleines Problem" im Nachwuchsbereich, weil nur etwa 15 bis 20 Prozent der jungen Mitglieder der Wasserrettung auch später noch erhalten bleiben. Zuwachs gebe es dennoch stetig: "Durch unsere Wildwasserausflüge oder Bootsfahrten können wir den Jungen immerhin auch Action bieten." (Bianca Blei, derStandard.at, 9.7.2012)