Ein einfaches Trainingsprogramm gegen Schwindelanfälle ist hoch effektiv und erspart teure Rehabilitationskuren. Das erklärte am Donnerstag bei Europäischen Hausärztekongress (WONCA Europe 2012, bis 7. Juli) die britische Gesundheitspsychologin Lucy Yardley (Universität Southampton). Broschüren mit Anleitungen und Telefonkontakte durch Pflegepersonal hätten bei Patienten in einer klinischen Studie hoch signifikante, positive Effekte gezeigt.

"Schwindel-Symptome sind mit einer Häufigkeit von 25 Prozent bei der Bevölkerung nach chronischen Schmerzen die zweithäufigste Symptomgruppe. Für 20 Prozent der älteren Patienten sind sie der Grund für die Konsultation des Arztes" erklärte die Expertin.

Aufwendige Diagnostik und genauso aufwendige Rehabilitations-Aufenthalte können die Folge sein. Die Gesundheitspsychologin setzt hingegen auf ein einfaches Trainingsprogramm: "Bei Schwindelanfällen, die durch Kopf- bzw. Rumpfbewegungen ausgelöst werden, tendieren die Betroffenen dazu, gerade diese Bewegungen zu vermeiden. Das Trainingsprogramm soll hingegen gerade mit solchen Bewegungsabläufen von Augen, Kopf, Nacken etc. eine Anpassung ermöglichen." Das Gehirn soll so trainiert werden, dass eine höhere Toleranzschwelle auftritt.

In einer klinischen Studie mit 337 Patienten ohne organische Schäden am Gleichgewichtsorgan, aber mit permanenten schweren Schwindelanfällen wurden in drei gleich großen Patientengruppen die Routinetherapie mit der Ausgabe einer Broschüre mit den Trainingsanleitungen bzw. die Kombination der Broschüre mit bis zu drei Telefonkontakten verglichen. Die Bewerter wussten nicht, welcher Gruppe die Probanden angehörten.

Nach zwölf Wochen zeigten sich sehr gute Erfolge: Unter Routinetherapie waren die Symptome bei 30 Prozent stark zurückgegangen oder verschwunden, in der Trainingsgruppe ohne Telefonkontakte war das bei 45 Prozent der Fall, in der Gruppe samt telefonischer Beratung gar bei 60 Prozent. Lucy Yardley: "Das rechnete sich gesundheitsökonomisch praktisch ab Beginn des Trainings. 50 Prozent der Patienten trainierten auch noch nach zwölf Wochen." Ein Problem in Österreich: Hier gibt es kein Krankenpflegepersonal in den Ordinationen, das solche Aufgaben erfüllen könnte. Es wird auch nicht bezahlt. (APA, 5.7.2012)