Foto: Screenshot/Battlefield 3

"Battlefield 3" ist einer der umfangreichsten, vielschichtigsten und noch dazu beliebtesten Multiplayer-Shooter unserer Zeit. Über 15 Millionen Mal hat sich der Titel seit Ende vergangenen Jahres verkauft. Online ziehen Spieler als Scharfschützen, Panzerfahrer, Jetpiloten oder Sanitäter in die Schlacht und erleben im Idealfall nervenzerreißende virtuelle Gefechte. Doch der Spaß wird zunehmend durch Missstände bei der Community-Pflege getrübt, schreibt das Branchenportal Eurogamer in einem Kommentar. "Von Fans betriebene Server zerstören das Spiel", so der Tenor.

Spiel zerstört

Autor Jon Denton, selbst ein leidenschaftlicher Spieler, ist das Konzept der von Spielern eigenhändig betriebenen Spielserver ein Dorn im Auge. "Seit Dice und EA die Option "Rent-a-Server bei der Konsolenversion von 'Battlefield 3' eingeführt haben, ist das Spiel, das im Oktober 2011 erschienen ist, nicht mehr das gleiche. Während einst alle auf fairem Niveau, nach den von Dice aufgestellten Regeln miteinander spielten, hat heute jeder Server seine eigenen Gesetze. In letzter Konsequenz zerstört dies einen der besten Shooter, der je geschaffen wurde", sagt Denton.

Tyrannen und Eliten

Das Problem sei, dass auf den Servern der Spieler oftmals Einstellungen vorgenommen werden, die das einst präzise ausgewogene Gleichgewicht aufheben. So bekommen Angreifer gut und gern die vierfache Menge an Wiederbelebungen, was das Verteidigen von Stellungen unmöglich macht. Oder Administratoren beschränken spielentscheidende Kriegsgerätschaften wie Flugzeuge auf sich und ihre Freunde. Hinzu kommt, dass private Admins nicht zu selten fremde Spieler willkürlich verbannen und so den Einstieg für Außenseiter schwer machen. "Das Schlimmste sind die zahlreichen Server, die von Minityrannen betrieben werden, die jeden kicken, der gegen ihre Regeln verstößt."

Weiters wird durch die eigenhändige Wartung das Matchmaking-System von Dice ausgehebelt, das dafür sorgt, dass Spieler mit ähnlichem Erfahrungsgrad gegeneinander spielen. So tümmeln sich auf vielen Servern zu viele Elite-Spieler, die Einsteigern den Spaß verderben.

Nachlässig

"Hin und wieder findet man exzellente Server mit exzellenten Admins und es existiert tatsächlich eine Art Verbundenheit zwischen gleichgesinnten Spielern, die einfach nur das ursprüngliche Spiel genießen wollen. Dennoch verhindert dies nicht, dass das gesamte Konzept des Matchmaking aus dem Fenster geworfen wird." Die größte Schuld treffe aber die Entwickler und Herausgeber selbst. Zum einen sind offiziell gehostete Server nur schwer zu finden, da Dice keine Filterung nach offiziellen Servern ermöglicht. Und zum anderen seien insgesamt viel zu wenige Firmenserver online.

Man bekommt zu wenig für sein Geld

Das ist insbesondere ärgerlich, da man als Kunde sein Geld mit der Erwartung investiert, dass man das ursprünglich konzipierte Spiel erleben kann. Im Endeffekt zahlt man dann aber für abgeänderte Games auf Servern, die von anderen Spielern kontrolliert und über eine monatliche Gebühr finanziert werden. "Eine Monatsgebühr schlägt mit 24,99 US-Dollar zu Buche. Damit bekommt man seinen eigenen Platz, auf dem man dann tun und lassen kann, was man möchte. Doch ferner betrachtet haben diese Spieler dann nicht nur das Game gekauft, sondern müssen sechs Monate nach dem Start noch mehr zahlen, wollen sie eine ordentliche Partie spielen", zeigt sich Denton erzürnt. "Die wirkliche Tragödie ist, dass dadurch einer der besten Shooter überhaupt von innen zerstört wird." (red, derStandard.at, 5.7.2012)