Nach der Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) auf den historischen Tiefstand von 0,75 Prozent hat die Wiener Börse die Sitzung am Donnerstag bei schwachem Volumen mit klaren Kursverlusten beendet. Auch das europäische Umfeld zeigte sich im Anschluss an die Zinsentscheidung mehrheitlich schwächer.

Der ATX fiel 17,2 Punkte oder 0,85 Prozent auf 1.997,83 Einheiten. Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund sieben Punkte unter der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.005 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York -0,15 Prozent, DAX/Frankfurt -0,50 Prozent, FTSE/London +0,16 Prozent und CAC-40/Paris -1,21 Prozent.

Alle Notenbanken senken Zins

Erwartungsgemäß hat die EZB den Leitzins am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent gesenkt. Zusätzlich wurde der Einlagesatz um 25 Basispunkte auf 0,00 Prozent nach unten geschraubt.

Belastend für das Marktsentiment an den Börsen Europas wirkten Marktteilnehmern zufolge Gewinnmitnahmen sowie die Aussagen des EZB-Chefs Mario Draghi in der anschließenden Pressekonferenz. Dieser hatte den Zinsschritt unter anderem mit der anhaltend schwachen konjunkturellen Verfassung einiger Euro-Länder begründet.

Zuvor hatte die chinesische Notenbank ihren Leitzins überraschend gesenkt. Die Bank of England hat indessen eine Ausweitung ihres Anleihen-Ankaufprogramms auf 375 Mrd. Pfund beschlossen, beließ den Zinssatz jedoch unverändert bei 0,5 Prozent.

Weit oben auf der Kursliste waren Lenzing zu finden. Die Papiere des Faserherstellers kletterten um 3,85 Prozent auf 69,30 Euro. Ebenfalls im Plus schlossen Raiffeisen, die 0,45 Prozent auf 26,77 Euro zulegen konnten.

Dagegen rutschten Erste Group im Einklang mit dem schwachen europäischen Branchentrend um deutliche 2,58 Prozent auf 15,10 Euro ab. Schwach präsentierten sich auch Vienna Insurance Group (minus 2,92 Prozent auf 30,89 Euro) und Wienerberger (minus 1,55 Prozent auf 7,81 Euro).

Voest mit Kartellstrafe

In den Blickpunkt gerieten zudem voestalpine (minus 1,42 Prozent auf 21,85 Euro). Wegen der Teilnahme an einem Schienenkartell hat das deutsche Bundeskartellamt ein Bußgeld in Höhe von 8,5 Mio. Euro über den Stahlkonzern verhängt. Die voestalpine hatte sich den Behörden als Kronzeuge angedient und hatte mit einer Strafe zwischen 5 und 10 Mio. Euro gerechnet.

Auch in Agrana waren klare Abschläge zu beobachten. Die Papiere des Zuckerkonzerns verloren 2,38 Prozent auf 86,89 Euro, zu berücksichtigen ist hierbei jedoch der Dividendenabschlag. Bei der Hauptversammlung am vergangenen Montag wurde eine Dividende von 3,60 Euro je Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011/2012 beschlossen.

Bei der heutigen Hauptversammlung des steirischen Leiterplattenherstellers AT&S wurde indessen eine Dividende von 0,32 Euro je Aktie beschlossen. AT&S gingen um 2,04 Prozent fester bei 8,39 Euro aus der Sitzung. (APA, 5.7.2012)