Milliardär Frank Stronach macht sich mit einer gut gefüllten Parteikassa auf den Weg in die österreichische Innenpolitik.

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Wien - Frank Stronach "is back to the roots". Wie seinerzeit, als er in den 1950-Jahren in seiner Garage in Kanada begonnen hatte, Grundsteine für seinen späteren Weltkonzern Magna zu legen, hockt der 80 Jahre alte Milliardär heute in seiner Firmenzentrale in Bad Waltersdorf und bastelt an seinem letzten großen Werk: Stronach möchte mit einer eigenen Partei Österreich "aufmischen" und hat dafür auch bereits einen neuen Bundeskanzler im Auge: Siegfried Wolf, Sohn einer Feldbacher Bauernfamilie, lange Zeit Boss seines Magna-Konzerns und jetzt in Diensten des russischen Oligarchen Oleg Deripaska.

Wolf wäre der ideale Mann an der Regierungsspitze, sagt Stronach. Er habe mit ihm bereits darüber gesprochen, dieser habe ihm bedeutet, über einen Wechsel in die Politik nachzudenken. Nach einer ersten strikten Ablehnung lässt Wolf jetzt nur noch ein "kein Kommentar" ausrichten. Tatsächlich ist Wolf nicht abgeneigt, er könnte auch rechtzeitig aus seinem Vertrag aussteigen. Einzige wirkliche Bedingung: Stronachs Partei müsste in den Umfragen eine gewisse sichere Stärke aufweisen, dass sich ein Engagement lohne.

Parallel zu den Bemühungen, Wolf an Bord zu holen, lässt Stronach auch seit Wochen Castings laufen, mit denen weitere Kandidaten engagiert werden sollen. Völlig vom Tisch ist eine Zusammenarbeit mit dem BZÖ. Parteichef Josef Bucher hätte sich von BZÖ-Politikern wie Ewald Stadler oder Stefan Petzner trennen müssen. Das stand er nicht durch.

Andere mögliche Mitstreiter hat Stronach mittlerweile mit seinen wirtschaftspolitischen Bocksprüngen wieder abgeworfen. Einmal wirtschaftsliberal, dann - wie zuletzt - wieder extrem EU-kritisch samt Forderung nach Wiedereinführung des Schilling: Diese Sprunghaftigkeit hat etliche aus dem Wirtschaftsbereich, wie auch den seinerzeitigen ÖVP-Politiker und jetzigen Magna-Manager Herbert Paierl, einigermaßen irritiert. Paierl galt lange Zeit als mögliches Zugpferd einer Stronach-Partei.

Stronach gibt, wie seinerzeit im Konzern, die Parole aus und den Ton an. Wer nicht mitzieht, ist draußen. Wer immer bei Stronach andockt: "Du musst dich bis zur Selbstaufgabe, bedingungslos den Vorgaben von Stronach unterwerfen", sagt ein Magna-Insider im STANDARD-Gespräch. Am Geld wird es jedenfalls nicht scheitern. Stronach ist dem Vernehmen nach bereit, weit mehr Geld in einen Wahlkampf zu stecken als SPÖ, ÖVP und FPÖ zusammen.

Politisch lässt sich Stronach grob auf drei Themen festmachen: extrem EU-kritisch - gegen den ESM-Rettungsschirm (siehe Inserat links) -, für eine Flat Tax und einen Abbau der Bürokratie. "Das sind aber noch keine Heuler", sagt Meinungsforscher Peter Hajek, der einen Einstieg Stronachs in die Politik - wie auch Politologe Fritz Plasser - skeptisch sieht. Stronach habe mit seinem zentralen EU-kritischen Anliegen kaum Chancen gegen die FPÖ, "die das Thema seit Jahren erfolgreich besetzt. Und weiter zulegen kann."

Das Potenzial einer Stronach-Partei sei noch "überraschend gering", sagt Hajek. Plasser gibt Stronach momentan nicht einmal vier Prozent. Eine Piratenpartei habe mehr Erfolgschancen. Die politische Ausrichtung " Wirtschaftsliberalismus versus EU-Kritik" sei zu widersprüchlich. Plasser: "Wenn es natürlich eine massenmediale Unterstützung wie bei Hans-Peter Martin gibt, schaut die Sache ein bissl anders aus." Natürlich könnte die finanzielle Potenz Stronachs eine Rolle spielen. Muss sie aber nicht. Hajek: "Wie man bei seinem Engagement beim Fußballverein Austria Wien gesehen hat: Geld schießt keine Tore." (Walter Mülller, DER STANDARD, 5.7.2012)