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Bei der Oma urlaubt die gesegnete Nachkommenschaft oftmals im Schlaraffenland.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Pro: Ewige Verschwörung
Von Karl Fluch

Wenn es heißt, Mutti sei die Beste, was bedeutet das erst für Muttis Mutter? Oma erscheint nachgerade als göttliches Wesen. Derlei illuminierten Blödsinn beiseitegelassen, ist Urlaub bei Oma schon eingedenk der Toleranz super, die Mutter nie aufgebracht hat. Oma jedoch, vom ersten Schnaufer Mutters mit deren Unzulänglichkeiten vertraut, war immer verständnisvoll.

Das führte während der Pubertät zu einer Konspiration zwischen Oma und Enkelkind. Wir reden von Dingen, die bei den ersten Versuchen zu erheblichen Kollateralschäden für das Eigenheim, das familiäre Ansehen und das Erbteil hätten führen können, hätte Oma nicht mit all ihrer Finesse und Erfahrung diskret Schadensbekämpfung betrieben.

Oma deshalb im Urlaub heimzusuchen bringt nicht nur Freude in das Leben einer alten Dame. Die gemeinsam erlebten Kriegsgeschichten zaubern ihr ein Lächeln ins Antlitz und lassen sie im Anekdotischen Lebensfreude tanken. Und Mutter? Bis heute vollkommen ahnungslos, freut sie sich über diese engen familiären Bande.

 

Kontra: Was zu viel ist, ist zu viel
Von Mia Eidlhuber

Mama, sagt das Kind, ich mag jetzt Tomaten. Die aus Omas Garten schmecken gaaaaanz anders! Die pflücke ich mir zum Frühstück! Das Kind, das sonst nach Weißbrot schreit, isst neuerdings auch Roggenbrot mit Schnittlauch. Die Oma kauft mir auch niiiie ein Eis, kichert das Kind. Ich brauche nur zur Tiefkühltruhe gehen. Ja, natürlich! Das gibt es gleich nach dem Tomaten-Schnittlauch-Brot-Frühstück und nach dem Plantschen im See dann noch einmal.

Mama, schreit das Kind ins Telefon, und gestern waren wir am Schafberg. Ja, ja, die Zahnradbahn, sage ich müde. Nein, nein, zu Fuß, sagt das gehfaule Kind. Das war schön! Wir haben Brombeeren gefunden, und auf der Hütte ... Wenn der Regen kommt, wird genäht, gemalt, gebastelt. Fernseher gibt es noch immer keinen.

Fürs Enkelkind wird gebeamt. Eingerollt in kuschelige Decken gibt es kleine Privatkinovorstellungen. Nachhaltige Dokus, Tierfilme oder Filmklassiker. Fehlt nur noch biologisches Popcorn. Alles gut und schön, aber so geht das auch nicht. Wo kommen wir denn da hin? (Rondo, DER STANDARD, 6.7.2012)