Bregenz - Zwei Wochen vor der Premiere der 67. Bregenzer Festspiele ist man am Bodensee entspannt. Regisseur Keith Warner, der im Vorjahr mit Umberto Giordanos Revolutionsoper André Chénier zum ersten Mal die riesige Seebühne zu bewältigen hatte, gibt sich heuer relaxt. So eine Wiederaufnahme sei ein richtiger Luxus: "Man kann nun an all den kleinen Details feilen." Eine Reprise sei nicht einfach Wiederholung: "Man arbeitet mit neuen Leuten, die bringen neue Ideen."

Intendant David Pountney, für den Giordanos Oper "wie geschaffen für die Seebühne ist", ist optimistisch, dieses Jahr mehr Publikum zum Spiel auf dem See zu locken. Das unbekannte Werk begeisterte 2011 die Kritik, die Publikumsmassen blieben jedoch aus. 124.000 Besucherinnen und Besucher wurden gezählt, "das entspricht 80 vollen Opernhäusern in vier Wochen", rechnet der Brite. Er würde das Risiko, ein wenig bekanntes Werk auf die Seebühne zu bringen, wieder eingehen. Denn: "Kunst wagt Neues."

So steht als Oper im Haus eine Uraufführung auf dem Programm. Der deutsche Komponist Detlev Glanert hat nach einiger Verzögerung das Auftragswerk pünktlich geliefert, was ebenfalls zur Entspannung beiträgt. Seit 30 Jahren beschäftigt sich Glanert mit Stanislaw Lems Science-Fiction-Roman Solaris. Den Stoff um Schuld, Verantwortung und Erinnerung für die Hausoper vorzuschlagen war für ihn naheliegend. Für Solaris wird die Festspielhausbühne zum weißen Raumschiff, es inszenieren Moshe Leiser und Patrice Caurier.

Gute Stimmung auch im Präsidium: Nach den Querelen um Pountneys Nachfolge geht die Personalauswahl in die Endrunde. Um die Intendanz bewerben sich 24 Frauen und Männer aus ganz Europa. Der neue Intendant soll zum Festspielende feststehen. Die Festspiele werden am 18. Juli mit Solaris eröffnet und dauern vier Wochen. André Chénier steht 22-mal auf dem Spielplan. (jub, DER STANDARD, 5.7.2012)