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Jakob Fuglsang mit Leopold König am Hinterrad auf dem Weg nach oben.

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Fuglsang solo im Ziel.

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St. Johann/Pongau - Die Königsetappe der 64. Österreich-Rundfahrt hat am Mittwoch nach spannendem Verlauf einen Führungswechsel gebracht. Zum Leidwesen der heimischen Fans aber nicht zu Gunsten von Thomas Rohregger, sondern von dessen Teamkollegen Jakob Fuglsang. Auf dem 4. Teilstück von Lienz über die Glocknerstraße ins Alpendorf oberhalb von St. Johann/Pongau (141 km) lief für den 27-Jährigen alles perfekt: Der "Glocknerkönig" holte solo den Tagessieg, übernahm das Gelbe Trikot und hat beste Chancen, als erster Däne die Rundfahrt zu gewinnen.

Rohregger war nach dem Vorstoß Fuglsangs nach wenigen Kilometern des 15-km-Anstiegs von Heiligenblut zum Hochtor (2.504 m) zum Stillhalten "verdammt". Dabei war die Teamtaktik auf der Glockneretappe auf den Gesamt-Dritten und die Nummer 1 des RadioShack-Rennstalls ausgelegt. Der führende Italiener Danilo di Luca sollte durch Attacken geschwächt und der Lokalmatador in die Spitzenposition gehievt werden. Das klappte zunächst perfekt, der Ex-Giro-Sieger hatte nach dem Iselsberg nur noch einen Helfer an der Seite.

"Für Thomas tut es mir leid"

Das Rennen weiter schwer machen, lautete der Auftrag von RadioShack-Teamchef Jose Azevedo. "Wir sollten einer nach dem anderen attackieren", sagte Fuglsang im Ziel. Der Gesamt-15. kam auch gleich beim ersten Versuch weg und holte mit dem Tschechen Leopold König am Hinterrad bald einen beachtlichen Vorsprung heraus. "Es hat sich perfekt entwickelt, ich habe mich superstark gefühlt, für Thomas tut es mir leid", erklärte Fuglsang, der nach dem Rückfall des Vorjahrs-Zweiten König wegen Krämpfen 1:14 Minuten vor dem Tschechen aus dem Team NetApp und 2:35 vor dem Slowenen Robert Vrecer (Team Vorarlberg) gewann. Die Verfolgergruppe mit Rohregger hatte rund 2:50 Minuten Rückstand, das große Feld mit rund 100 Fahrern lag rund 35 Minuten zurück.

In der Gesamtwertung ist Fuglsang als dänischer Zeitfahr-Meister nun in perfekter Position. Er führt mit 1:12 Minuten Vorsprung auf di Luca und 1:21 auf den Schweizer Steve Morabito. Rohregger musste den im Finish attackierenden Slowenen Robert Vrecer (+1:28) vorbeilassen und war 1:31 Minuten hinter seinem Teamkollegen Gesamt-Fünfter.

"Alle kaputt"

"Natürlich ist das bitter", gab Rohregger zu, "aber für unser Team ist es super. Das zeichnet einen guten Profi aus, dass er stillhält, wenn ein Teamkollege führt und ihm nicht nachfährt." Der 29-jährige Gesamtsieger von 2008 hatte nicht erwartet, dass sich das enorm spannende Rennen so entwickeln würde. "Ich war überrascht, dass niemand Fuglsang nachgefahren ist, aber es waren alle kaputt."

Die dritte Bergetappe in Folge hatte ihren Tribut gefordert, Rohregger war nicht gefordert und fühlte sich recht frisch. "Für mich war es relativ leicht, ich habe gesehen, dass ich es draufhätte." Der Rundfahrtsieg ist für ihn nun außer Reichweite, doch Rohregger will zumindest einen Teilerfolg. "Ich will noch eine Etappe gewinnen", kündigte er an. Am liebsten gleich am Donnerstag den 4. und längsten Abschnitt nach Sonntagberg bei Waidhofen/Ybbs mit einem drei Kilometer langen, steilen Schlussanstieg. (APA, 4.7.2012)

Ergebnisse der 64. Österreich-Radrundfahrt vom Mittwoch - 4. Etappe: Lienz - St. Johann/Alpendorf (141,3 km): 1. Jakob Fuglsang (DEN) RadioShack 3:52:387 Std. - 2. Leopold König (CZE) NetApp 1:14 - 3. Robert Vrecer (SLO) Vorarlberg 2:35 - 4. Petr Ignatenko (RUS) Katjuscha 2:47 - 5. Marcel Wyss (SUI) NetApp - 6. Danilo di Luca (ITA) Acqua e Sapone - 7. Steve Morabito (SUI) BMC - 8. Yannick Eijssen (BEL) BMC, alle gl. Zeit - 9. David Arroyo (ESP) Movistar 2:51 - 10. Rubens Bertogliati (SUI) Type 1 - 11. Jonathan Castroviejo (ESP) Movistar - 12. Thomas Rohregger (AUT) RadioShack, alle gl. Zeit.

Weiter: 26. Georg Preidler (AUT) Type 1 22:34 - 32. Florian Gaugl (AUT) Vorarlberg 34:36 - 37. Christoph Sokoll (AUT) Tirol - 72. Riccardo Zoidl (AUT) Wels Gourmetfein beide gl. Zeit

Gesamtwertung nach 4 von 8 Etappen: 1. Fuglsang 15:09:02 Std. - 2. Di Luca 1:12 Min. - 3. Morabito 1:21 - 4. Vrecer 1:28 - 5. Rohregger 1:31 - 6. Ignatenko 1:43 - 7. Alexander Diatschenko (KAZ) Astana 2:02 - 8. Sergio Pardilla (ESP) Movistar 2:08 - 9. Angelo Pagani (ITA) Colnago 2:24 - 10. M. Wyss 2:39. Weiter: 24. Preidler 26:48 - 28. Zoidl 35:03 - 30. Paul Lang (AUT) WSA-Viperbike 35:56 - 37. Harald Totschnig (AUT) Tirol 38:53 - 38. David Wöhrer (AUT) Tirol 38:55 - 39. Martin Schöffmann (AUT) WSA-Viperbike 38:56

Schnellste Glockner-Auffahrtszeiten (Heiligenblut-Hochtor/15 km/Höhendifferenz 1.255 m): 1. Jakob Fuglsang (DEN) 50:40,3 Min. - 2. Leopold König (CZE) 1,5 Sekunden zurück - 3. Carlos Betancur (COL) 1:04,1 - 4. Danilo di Luca (ITA) 1:11,1 zurück. Weiter: 8. Thomas Rohregger (AUT) 1:42,3 (52:22,6)

Die "Glocknerkönige" der Österreich-Rundfahrt seit 1996 (erstmals Einheitslizenz):  1996 Tour ohne Glockner - 1997 Frank Vandenbroucke (BEL) - 1998 Boris Premuzic (SLO) - 1999 Tour ohne Glockner - 2000 (zwei Mal Glockner) Daniele Nardello (ITA) und Maurizio Vandelli (ITA) - 2001 Ivan Basso (ITA) - 2002 und 2003 Tour ohne Glockner - 2004 Tomas Konecny (CZE) - 2005 Juan Miguel Mercado (ESP) - 2006 Bernhard Kohl (AUT) - 2007 Christian Pfannberger (AUT) - 2008 Gerrit Glomser (AUT) - 2009 Koos Moerenhout (NED) - 2010 Riccardo Ricco (ITA) - 2011 Alexandre Geniez (FRA) - 2012 Jakob Fuglsang (DEN)