Wien/Linz - Der börsennotierte Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine rechnet im deutschen Schienenkartellverfahren mit einem Bußgeld von maximal fünf bis zehn Mio. Euro, gab Firmenchef Wolfgang Eder am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Linz bekannt. In dem Verfahren, das das deutsche Bundeskartellamt und die Staatsanwaltschaft in Bochum vor über einem Jahr eingeleitet haben, soll der Großteil der Untersuchungen demnächst abgeschlossen sein.

Für allfällige Schadenersatzforderungen seitens der Bahnkunden und die Schließung des Standardschienenwerkes in Duisburg hat der Konzern früheren Angaben zufolge insgesamt 205 Mio. Euro zurückgestellt. Diese Vorsorge ist getrennt von der Kartellstrafe zu sehen.

Die Voestalpine hat sich in dem Schienenkartellverfahren als Kronzeuge zur Verfügung gestellt und rechnet daher mit einem massiven Nachlass bei den Strafgeldern. Ein Teil der Ermittlungen wird sich laut Eder noch mindestens bis Anfang 2013 hinziehen.

Preis- und Mengenabsprachen

Der oberösterreichische Stahlriese hat den Wettbewerbshütern zufolge mindestens seit Mitte der 1990er Jahre auf dem deutschen Markt jahrelang illegal Mengen und Preise mit anderen Anbietern wie etwa der deutschen ThyssenKrupp abgesprochen. Im privaten Bahnsektor soll das Kartell noch bis zum Einschreiten der Wettbewerbshüter im Mai 2011 unter dem Namen "Schienenfreunde" aktiv gewesen sein. Erst durch die Ermittlungen des deutschen Bundeskartellamts wurde es zerschlagen. Es folgten zahlreiche Razzien an diversen Firmenstandorten.

Auch gegen ThyssenKrupp und die anderen Kartellmitglieder wird ermittelt. Die Deutsche Bahn soll insgesamt um bis zu eine Mrd. Euro geschädigt worden sein. Sie bestellt rund 200.000 Tonnen Schienen pro Jahr. Die vom Kartell abgesprochenen Preise sollen um etwa ein Drittel über dem regulären Niveau gelegen sein.

Derzeit stellt die Voestalpine noch an zwei Standorten Schienen her. Während im Werk in Donawitz (Steiermark) Spezialprodukte wie etwa ultralange Schienen erzeugt werden, konzentriert sich die deutsche Voest-Tochter TSTG Schienentechnik GmbH & Co. KG in Duisburg auf Standardschienen. Der deutsche Standort fährt nachhaltig Verluste ein und wird derzeit aufgelassen. Der Betrieb mit rund 350 Mitarbeitern wird voraussichtlich spätestens bis Ende 2013 schließen. (APA, 4.7.2012)