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Noch wird nicht abverkauft, aber auch in Österreich läuft Schlecker die Zeit davon.

Foto: Reuters

Wien - "Passen die Rahmenbedingungen, hat Schlecker einen Platz als Nahversorger. Auch wenn sich einige wünschen, dass es das Un- ternehmen nicht mehr gibt." Manfred Laaber will die Drogeriekette in Österreich mit Investoren retten und führt, wie er im Gespräch mit dem Standard versichert, seit längerem konkrete Gespräche mit dem deutschen Insolvenzverwalter. Der ehemalige DM-Chef lenkte zeitweise die Geschäfte für die Hörgerätekette Hansaton, seit gut einem Jahr berate er einen ukrainischen Drogeriekonzern.

Dass sich nur ein Drittel der Filialen erhalten lasse, sei unsinnig, meint er. Am Kerngeschäft wolle er nicht rütteln, entscheidend sei jedoch, dass dabei auch die Markenartikelindustrie mitmache.

Schlecker Österreich fährt dreigleisig: Während Wiener Anwälte bereits einen Konkurs durchspielten, verhandelt Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz mit Investoren. Parallel dazu läuft hinter den Kulissen bereits die Verwertung der Standorte, erfuhr der Standard: Händler verschiedener Branchen prüften die Läden. Schlecker-Manager hoffen, Mitarbeiter so in anderen Betrieben unterzubringen.

Vor allem in Wien sperren erste Shops zu. Die Warenversorgung stehe vor dem Zusammenbruch, erzählen Filialleiter. Mit ihren Privatautos karren viele derzeit Ware von ländlichen Gemeinden nach Wien, um das Geschäft in der nur noch schwach belieferten Hauptstadt nach der Insolvenz des deutschen Mutterkonzerns nicht ganz zum Erliegen kommen zu lassen.

Kein Geheimnis

Firmenanwalt Klaus Ferdinand Lughofer widerspricht: Es sei kein Geheimnis, dass die Warenversorgung nicht optimal laufe und man aufgrund schwacher Liquidität reduzierte Programme fahre. Bisher sei aber kein Lieferant abgesprungen. "Die aktuellen Schließungen waren seit langem geplant."

Fast sieben Millionen Euro Verlust soll Schlecker Österreich von Jänner bis Mai angehäuft haben - was Lughofer zurückweist. Käufer müssten sich heuer insgesamt auf bis zu neun Millionen einstellen, sagen Experten. Ebenso viel sei nötig, um den Betrieb weiter aufrecht zu erhalten - vorausgesetzt, er laufe im Rahmen eines Sanierungsverfahrens. Ohne Insolvenz brauche es für einen Neustart gut 36 Millionen Euro, errechnete die Beratergruppe Alvarez & Marsal.

Der Sanierer Anton Stumpf will Geiwitz heute, Mittwoch, den Vorschlag unterbreiten, Schlecker im Zuge der strukturierten Insolvenz zu kaufen, wie er sagt. Er baut auf Partner wie Markant, die das Warengeschäft abwickeln. Der Großhändler Christoph Kastner sucht für Nah & Frisch-Kaufleute Standorte, "wir verhandeln seit einigen Wochen". Dass Schlecker überlebensfähig ist, bezweifelt er. Auch ein Andocken an Einkaufsverbände bringe nicht dringend nötige Hauskonditionen der Industrie.

Andere berichten von Verwerfungen mit Lieferanten in vergangenen Jahren - wegen unbezahlter Rechnungen und einseitig festgelegter Zahlungskonditionen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 4.7.2012)