Rom - In der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Dokumente aus dem Vatikan bleibt der verhaftete Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, mindestens weitere sieben Tage in Haft. Die Ermittlungen sollen kommende Woche abgeschlossen werden, danach soll der vatikanische Untersuchungsrichter, Piero Bonnet, über den Antrag auf Freilassung entscheiden, den die Rechtsanwälte Gabrieles, Carlo Fusco und Cristiana Arru, eingereicht hatten, sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Dienstag. Bis Anfang August soll beschlossen werden, ob ein Prozess gegen Gabriele beginnen soll. Das Verfahren könnte im Herbst beginnen, so Lombardi.

28 Personen vernommen

Gabriele sei bisher der einzige Angeklagte. "Es sind jedoch weitere Personen befragt worden. Wir werden sehen, ob es weitere Verdächtige gibt. Die mit den Ermittlungen beauftragte Kommission aus drei Kardinälen setzt ihre Arbeit fort. Bisher wurden 28 Personen vernommen. Bis Ende Juli werden die drei Kardinäle dem Papst über ihre Arbeit berichten", so Lombardi. Mitglieder der Kommission sind der Spanier Julian Herranz, der Slowake Jozef Tomko und der Süditaliener Salvatore De Giorgi.

Der 46-jährige Gabriele befindet sich nach wie vor in einer Sicherheitszelle der Kaserne der vatikanischen Gendarmerie. Ihm wird bisher schwerer Diebstahl zur Last gelegt. Dafür ist im Vatikan eine Haftstrafe von ein bis sechs Jahren vorgesehen. Gabriele könnte möglicherweise aber auch noch wegen anderer Delikte wie Hehlerei oder Geheimnisverrat angeklagt werden, verlautete aus dem Vatikan.

In den vergangenen Monaten waren immer wieder interne Dokumente des Vatikans an italienische Medien weitergegeben worden, in denen es unter anderem um Korruptionsvorwürfe ging. Der Kammerdiener des Papstes steht im Verdacht, eine der undichten Stellen im Kirchenstaat zu sein. (APA, 3.7.2012)