Podgorica - Der bosnische Geschäftsmann und Politiker Fahrudin Radoncic, Chef des Bundes für eine Bessere Zukunft (SBB), will seine Tageszeitung "Dnevni Avaz" verkaufen, weil ihm in der neuen bosnischen Regierung der Posten des Innenministers angeboten wurde. Als Interessenten nannte Radoncic unter anderem die Grazer Mediengruppe Styria, berichtete die Wirtschaftsportal "SEEbiz" unter Berufung auf ein Interview mit der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Heute soll ein erstes Treffen zwischen Styria- und "Dnevni-Avaz"-Vertretern stattfinden, schreibt das montenegrinische Internetportal "Analitika".

Styria-Vorstand Klaus Schweighofer erklärte, dass er heute in Sarajevo sei und unter anderem Radoncic, den er seit Jahren kenne, treffe. Es sei ein "Info-Gespräch, nicht mehr". Was sich daraus ergebe, könne Schweighofer derzeit aber nicht sagen.

Von einem möglichen Verkauf der bosnischen Tageszeitung soll auch der Verkauf der staatlichen montenegrinischen Tageszeitung "Pobjeda" abhängen, für die sich Radoncic interessiert hatte. Die montenegrinische Verkaufskommission hat die Frist für die Verhandlung mit dem bosnischen Zeitungsverlag Avaz verlängert. Sollte Styria den bosnischen Zeitungsverlag übernehmen, so dürften die Rettungschancen für "Pobjeda" gering sein, da die Österreicher bereits mit 30 Prozent an der montenegrinischen Tageszeitung "Vijesti" beteiligt sind, berichtete "Analitika".

Der bosnische Zeitungsverlag hatte für einen 86-prozentigen Anteil an "Pobjeda" 100.000 Euro angeboten. Weitere 17 Mio. Euro sollten darüber hinaus investiert werden. Nicht übernehmen wollte "Dnevni Avaz" aber die Kredite des montenegrinischen Blattes im Ausmaß von 7,7 Mio. Euro, weshalb es im April hieß, dass die Kaufverhandlungen gescheitert wären.

Radoncic, der in der montenegrinischen Stadt Plav geboren ist, hatte "Dnevni Avaz" 1995 gegründet. Die Zeitung stieg seit damals zu einer der auflagenstärksten Blätter des Landes auf. (APA, 3.7.2012)