Euroland sucht einen neuen Chef. Aber eines der 17 Mitglieder spielt von vornherein gar nicht mit: Österreich. So sieht's aus, wenn man den Ausführungen von Werner Faymann folgt.

Er habe eigentlich nur einen Wunsch, gab der Kanzler beim EU-Gipfel in Sachen Eurogruppenchef kund: dass alles so bleibe, wie es ist; dass der ihm in Gedanken nahestehende Christdemokrat Jean-Claude Juncker weitermache.

Solche parteipolitische Großzügigkeit zeugt bei einem Parteichef der SPÖ geradezu von Edelmut. Aber der Schein trügt. Faymann erweist sich vor allem deshalb als so großer Fan des Luxemburgers, weil im Falle von dessen endgültigem Abgang ein neuer Mann, eine neue Frau gefunden werden müsste. Spätestens dann aber müsste er für Österreich definitiv Farbe bekennen.

Konkret: Der österreichische Kanzler müsste dann den Namen Maria Fekter in die Runde der Regierungschefs werfen, deren Namen er öffentlich nicht einmal auszusprechen wagt. Er müsste sagen: "Ich beanspruche den Posten für meine Finanzministerin. Österreich ist seit 17 Jahren EU-Mitglied, Nettozahler, Musterschüler im Euroraum. Ich sehe nicht ein, warum immer nur Portugiesen, Belgier, Italiener, Franzosen in Spitzenpositionen kommen sollen."

Der Stand der Dinge: Frankreich hat den deutschen Sparmeister Wolfgang Schäuble abgeschossen, Spanien macht gerade Juncker madig. Keine rosigen Aussichten. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 3.7.2012)