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Indische Kleinbauern profitieren von gentechnisch manipulierter Baumwolle, die gegen Schädlinge resistent ist.

Foto: Ajit Solanki/AP/dapd

Göttingen/Wien - Wenn es darum geht, grüne Gentechnik zu verdammen, dann müssen in vielen Diskussionen indische Baumwollbauern herhalten: Ihre massenhaften Selbstmorde, in die sie angeblich durch überteuertes Saatgut von Monsanto getrieben worden seien, gelten als das Totschlagargument schlechthin.

Wenn es denn richtig wäre. "Tatsächlich lassen sich die hohen Suizidraten der Bauern bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen", sagt der Agrarökonom Matin Qaim von der Uni Göttingen im Interview mit dem Standard. "In den vergangenen Jahren sind sie sogar ein wenig zurückgegangen." Gemeinsam mit Jonas Kathage hat Qaim im Fachblatt "PNAS" eine Studie veröffentlicht, die Gentechnikkritikern einigen Wind aus den Segeln nehmen sollte.

Die beiden Forscher haben für die Jahre von 2002 bis 2008 eruiert, ob indische Kleinbauern durch den Einsatz von sogenannter Bt-Baumwolle, die durch gentechnische Veränderung gegen Schadinsekten resistent ist, profitiert haben. Dabei zeigte sich, dass der Einsatz von Bt-Baumwolle, die in Indien bereits 90 Prozent ausmacht, die Erträge der Kleinbauern im Vergleich zur gewöhnlichen Baumwolle um durchschnittlich 24 Prozent erhöht hat. Die Gewinne steigerten sich gar um 50 Prozent, da weniger Insektizide eingesetzt werden mussten.

Die Zahlen seien stabil, sagt Qaim, ja, sie würden sich sogar weiter verbessern. Zugleich betont er aber auch, dass diese Ergebnisse nicht so einfach auf andere gentechnisch veränderte Pflanzen übertragbar seien und die weitere Entwicklung abzuwarten sei. In den letzten Jahren stellte Bt-Baumwolle für die rund sieben Millionen indischen Baumwollbauern jedenfalls eher einen Segen dar als einen Fluch. (tasch, DER STANDARD, 3.7.2012)