Wien - Nach der Schilderung von Jazzland-Chef Axel Melhardt saß Fritz Pauer gerade im Zug und war unterwegs, um im Studio eine neue CD abzumischen. Auf diesem Weg ereilte den 68-jährigen Pianisten am Sonntag der Tod durch Herzversagen - Wiederbelebungsversuche waren erfolglos geblieben.

Fritz Pauer gehörte über Jahrzehnte - neben Joe Zawinul - zu den bedeutendsten heimischen Pianisten mit internationaler Anbindung. Im Gegensatz zu Zawinul zog es Pauer jedoch nicht nach Amerika, wobei seine Berliner Präsenz (in den 1960er-Jahren) zu zahlreichen Kooperationen mit internationalen Größen wie dem Tenorsaxofonisten Dexter Gordon und Johnny Griffin wie auch dem Bassisten Jimmy Woode führte.

Nachdem Pauer 1968 nach Wien zurückgekehrt war, änderte sich daran wenig. Pauer musste die internationalen Größen nicht aufsuchen, sie kamen zu ihm, der auch wichtiger Lehrer an der Jazzabteilung des Wiener Konservatoriums und auch ein wesentlicher Teil bei der ORF-Big-Band wurde.

Wichtig für Pauer, der mit 17 Profi wurde, war der Einfluss von Joe Zawinul, dessen Sound er als Inspiration empfand. Allerdings: Während sich Zawinul immer mehr in Richtung Elektronik entwickelte, blieb Pauer Pianist im traditionellen Sinne und dabei gerne auch der quasi jazzklassischen Formation des Trios verpflichtet.

In dieser instrumentalen Dreifaltigkeit entwickelte er einen harmonisch anspruchsvollen Stil, der auf vordergründige Effekte und Affekte verzichtete. Mit unaufdringlicher Eloquenz jedoch vermittelte er eine introvertierte Gestaltungskraft, die sich als elegante Abstraktion und Knappheit der Aussage materialisierte.

Auch dies machte Pauer zum uneitlen Animator nachfolgender Generationen von Jazzmusikern, von der auch Mathias Rüegg, Komponist und Chef des verblichenen Vienna Art Orchestra, Teil ist: "Mit Pauers Tod geht eine ganze Ära zu Ende. Mir persönlich hatte Pauer als Lehrer durch seine musikalische und menschliche Toleranz viele Wege und Möglichkeiten aufgezeigt." (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 3.7.2012)