Wien - Am 1. Oktober beginnt an den Pädagogischen Hochschulen (PH) das große Sesselrücken: Erstmals seit Umwandlung der Pädagogischen Akademien zu PH 2006 gibt es neue Rektoren. An sieben von neun PH, an denen neue Amtsträger zu bestimmen sind, ist die Entscheidung bereits gefallen. An den PH Wien und Steiermark ist die Personalentscheidung indes drei Monate vor Beginn der neuen Amtsperiode noch offen, weil die zuständige Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) noch keine Entscheidung getroffen hat.

An den meisten PH wird für die kommenden fünf Jahre auf personelle Kontinuität gesetzt: So wurde an der PH Vorarlberg Ivo Brunner, an der PH Kärnten Marlies Krainz-Dürer, an der PH Burgenland Walter Degendorfer, an der PH für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien Thomas Haase und an der PH Niederösterreich Erwin Rauscher wiederbestellt. Eine neue Leitung wurde mit Elfriede Windischbauer an der PH Salzburg und mit Elmar Märk, dem Bruder von Uni-Innsbruck-Rektor Tilmann, an der PH Tirol installiert. An der PH Linz wird nicht heuer, sondern erst mit Oktober 2014 wieder ein Führungswechsel fällig. Die derzeitige Rektorin, Ulrike Greiner, hat die Stelle erst im April 2010 nach dem Tod des früheren Leiters Wolfgang Ratzinger übernommen.

Nachfolge für PH Wien und Steiermark noch unsicher

Um die Nachfolge von Dagmar Hackl und Herbert Harb, bisherige Rektoren an der PH Wien bzw. Steiermark, wird dagegen noch gerungen. Für die PH Steiermark soll die Entscheidung in zwei bis drei Wochen fallen, heißt es im Unterrichtsministerium. Dort hat sich der Hochschulrat einstimmig auf einen Dreiervorschlag mit folgender Reihung geeinigt: Elgrid Messner, bisher Lehrende an der PH und außerdem Ehefrau des Grazer Ex-SP-Stadtrats Wolfgang Messner, vor der bisherigen Vizerektorin Regina Weitlaner und Wolfgang Kraker, dessen Frau Margit Büroleiterin von Vize-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) ist.

Die "Kleine Zeitung" ortet angesichts der Kandidatenkonstellation und der langen Dauer der Bestellung ein Politikum. Andreas Schnider, Hochschulrat, Ex-VP-Bundesrat und Schmied-Vertrauter, wehrt diese Darstellung allerdings ab. Er führt die lange Dauer vielmehr darauf zurück, dass die Ministerin die Auswahl "sehr ernst" nehme. Bisher habe sie sich dabei auch meist an den Empfehlungen des Hochschulrats orientiert, so Schnider.

Meinungsverschiedenheit mit Schmied

An der PH Wien sollen indes Meinungsverschiedenheiten zwischen Schmied und dem Hochschulrat, konkret der dort für die Wiener SPÖ vertretenen Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl, die Entscheidung verzögern. Hintergrund der vom ORF-Radio kolportierten Differenzen: Der Hochschulrat hat sich mit drei zu zwei Stimmen für einen gereihten Dreiervorschlag aus der derzeitigen Vizerektorin Ruth Petz, der Bildungswissenschafterin Ilse Schrittesser (Uni Innsbruck) und der derzeitigen Leiterin des Instituts für Fortbildung an der PH Wien, Barbara Huemer, entschieden. Schmied soll dem Vernehmen nach jedoch Schrittesser als neue Rektorin bevorzugen.

Walter Strobl, Ex-Vizestadtschulratspräsident auf VP-Ticket und Mitglied des Hochschulrats, verteidigt die Entscheidung des Hochschulrats für Petz als Erstgereihte. Alle drei Kandidatinnen seien für den Job qualifiziert, allerdings kenne Petz durch die drei Jahre als Vizerektorin die Hochschule und ihre "Konfliktfelder" gut. Die Tatsache, dass Schrittesser an einer Uni lehrt und damit dem Wunsch Schmieds nach mehr Wissenschaftlichkeit an den PH besser entsprechen würde, ist für Strobl indes kein überzeugendes Argument. "Wäre das von vorneherein der Wunsch gewesen, hätte man in der Ausschreibung halt eine Habilitation verlangen müssen."

Aus Strobls Sicht muss die Ministerin, wenn sie den Hochschulrat als Einrichtung ernst nimmt, dessen Vorschlag folgen oder aber "den Mut haben, ihre Entscheidung zu begründen": "Wer echte universitäre Strukturen haben will, darf sich in solchen Situationen nicht aufführen wie ein Bürgermeister bei der Besetzung des Direktorenpostens in einer Dorfvolksschule." Auf jeden Fall müsse die Entscheidung aber schnell fallen, fordert Strobl. Denn sollte Petz zur Rektorin gewählt werden, muss wiederum der dann vakante Posten des Vizerektors neu ausgeschrieben werden - eine Prozedur, die zuletzt fünf Monate gedauert hat. Petz' Amtszeit wäre noch zwei Jahre gelaufen, ihr Posten wurde daher nicht automatisch neu ausgeschrieben. Strobl: "Wenn Schmied sich erst im September entscheidet, wäre der Schaden politisch nicht erklärbar." (APA, 2.7.2012)