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So einfach kann es gehen: 1:0 durch David Silva.

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2:0 durch Jordi Alba.

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3:0 durch Fernando Torres.

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4:0 durch Juan Mata.

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Ergibt in Summe den dritten Pokal in Folge.

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Kiew/Wien - Am Sonntagabend, genau um 22.36 Uhr, erhob sich Vicente del Bosque erleichtert als Rekordler von der spanischen Bank. Der 61-Jährige hat als erster Trainer nach der WM und der Champions League (mit Real Madrid) auch den EM-Titel gewonnen. Kein Finale strapazierte die Nerven der Vaterfigur des spanischen Teams weniger als jenes in Kiew. Schon frühzeitig hatte sich abgezeichnet, dass der Champion seinen Titel verteidigen würde.

Uefa-Präsident Michel Platini - zur Rechten Italiens Ministerpräsident Mario Monti, zur Linken Spaniens Kronprinz Felipe - sah einen furiosen Beginn der Furia Roja, die auf ihrem Weg ins Finale wegen ihres wohl dominanten, aber angeblich stürmerlosen Stils in die Kritik gekommen war.

Nach einem Viertelstündchen im wohl ausverkauften, aber nicht vollen Olympiastadion war dieses Missverständnis zumindest ausgeräumt. Denn Spanien verfügt im Fall des Falles über weit mehr Stürmer, als es das eisern durchgezogene System von Coach Vicente del Bosque auf dem Papier zu zeigen imstande ist. Immerhin, Cesc Fabregas zum dritten Mal bei diesem Turnier - nach dem aufregenden 1:1 zum Auftakt der Vorrunden-Gruppe C gegen Italien und dem 2:0 im Viertelfinale gegen Frankreich - von Beginn an zu bringen, war eine Art Zugeständnis des Senors.

Und der 25-jährige Katalane keierte mit seinem engeren Landsmann und Barcelona-Chef Xavi Hernandez auch per Doppelpass die erste Großchance des Spiels. Xavis Schuss strich nur wenige Zentimeter über Gianluigi Buffons Tor (10.). Dass die Squadra Azzurra kaum von ihrem schon als Kulturrevolution gepriesenen, raumgreifenden Offensivstil abging, kam den Spaniern entgegen. Ein Traumpass von Andres Iniesta fand Fabregas, der seinerseits David Silva derart perfekt bediente, dass der nur 1,70 Meter große, 26 Jahre alte Grand Canarier von Manchester City wirklich gar nicht anders konnte, als per Kopf seinen zweiten Turniertreffer zu erzielen (15.).

Balotelli abgemeldet

Eher nicht wissend, dass die Seleccion seit September 2006 keines von insgesamt 70 Spielen verlor, in denen sie geführt hat, antwortete Italien auf den ersten Rückstand im Turnier, wie von einer Mannschaft unter Cesare Prandelli zu erwarten war - mit noch mehr Forechecking und also auch mehr Risiko. Aber mehr als eine gute Flanke auf den bei den Spaniern gut aufgehobenen Halbfinal-Heros Mario Balotelli (27.) und ein Schuss Antonio Cassanos, der ebenfalls in den Händen von Iker Casillas (29.) landete, schaute nicht heraus.

Dagegen hatten die Azzurri schon zuvor im verletzungsbedingten Austausch von Giorgio Chiellini den nächsten Dämpfer hinzunehmen. Der Abwehrroutinier fehlte dann auch, als die Spanier den nächsten Schlag landeten. Jordi Alba, zuvor im allgemeinen Passtreiben der Iberer eher ein Unsicherheitsfaktor, forderte per Doppelpass und Sprint eine Traumvorlage Xavis in die Schnittstelle der italienischen Abwehr, nahm sie souverän an und ließ Buffon keine Abwehrchance (41.). Auch dieses Tor des 23-Jährigen erklärt, warum ihn der FC Barcelona um 14 Millionen von Valencia loseiste und dann doch nicht wie da oder dort kolportiert auf David Alaba oder auch Christian Fuchs für die linke Abwehrseite zurückgriff. Nicht genug des Österreich-Bezuges: letztmals eine 2: 0-Führung sollen die Spanier im vergangenen Jahrtausend, genauer am 28. März 1990 in aller Freundschaft gegen Österreich unter Josef Hickersberger hergegeben haben. Damals verdiente sich ein gewisser Gerhard Rodax von der Admira mit seinem späten Treffer zum 3:2 in Malaga einen Vertrag bei Atletico Madrid.

Italien hatte in Kiew nach Seitenwechsel keinen Rodax, aber gleich einmal zwei gute Chancen auf den Anschlusstreffer. Prandelli hatte in Antonio di Natale statt des ermatteten Cassano noch eine echte Waffe ins Spiel geworfen. Der Mann von Udinese vergab aber zuerst per Kopf nach Flanke von Ignazio Abate (46.) und auch nach einem feinen Pass von Riccardo Montolivo (51.). Und weil sich Thiago Motta kurz nach seiner Einwechslung verletzte, musste die Squadra gar noch zu zehnt fertigspielen.

Bei den Spaniern bekamen noch Pedro und Fernando Torres Auslauf. Zunächst hatte aber der prinzipiell gute portugiesische Schiedsrichter Pedro Proenca ein Einsehen, der in zwei halben Elfmeterszenen (Handspiel von Leonardo Bonucci, fast ein Foul von Federico Balzaretti an Sergio Ramos) keinen ganzen Elfer für Spanien sah. Aber Torres nach Vorarbeit von Xavi (84.) und der ebenfalls noch eingewechselte Juan Mata nach Vorlage von Torres (88.) sorgten auch noch für den bisher höchsten Sieg in einem EM-Finale. (lü, DER STANDARD, 2.7.2012)

Spanien - Italien 4:0 (2:0)

Kiew, Olympiastadion, 64.000, SR Pedro Proenca (POR)

Tore: 1:0 (14.) Silva, 2:0 (41.) Alba, 3:0 (84.) Torres, 4:0 (88.) Mata

Spanien: Casillas - Arbeloa, Pique, Ramos, Alba - Xavi, Busquets, Alonso - Silva (59. Pedro), Fabregas (75. Torres), Iniesta (87. Mata)

Italien: Buffon - Abate, Barzagli, Bonucci, Chiellini (21. Balzaretti) - Marchisio, Pirlo, Montolivo (57. Motta), De Rossi - Balotelli, Cassano (46. Di Natale)

Gelbe Karten: Pique bzw. Barzagl

Torschüsse: 9 bzw. 6

Schüsse: 14 bzw. 11

Fouls: 17 bzw. 10

Eckbälle: 3 bzw. 3

Abseits: 3 bzw. 3

Ballbesitz: 52 bzw. 48 Prozent