Berlin - Für RTL-Managerin Anke Schäferkordt kommen auf die großen deutschen TV-Sender magerere Zeiten zu. Die Digitalisierung der Medien führe dazu, dass eine Flut neuer Angebote über den Markt schwappe, sagte Schäferkordt der "Welt am Sonntag". "Wenn TV-Zuschauer je nach Empfangsart die Wahl haben zwischen weit über 100 Kanälen, ist es schlicht unrealistisch, dass mehrere Sender dauerhaft deutlich zweistellige Marktanteile haben."

Auch Marktführer RTL müsse die Erwartungen herunterschrauben: "Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die Nummer eins hierzulande auf Dauer so luxuriös dastehen wird, wie es derzeit der Fall ist."

Schäferkordt - seit 2005 Chefin von RTL Deutschland - leitet seit April mit Guillaume de Posch Europas größten TV-Konzern.

Für RTL Deutschland ist sie trotz allem zuversichtlich. Die Marktführerschaft sei nicht in Gefahr. "Es ist eingetreten, was wir selbst angekündigt hatten: Gerade weil wir zwei Rekordjahre mit weit überdurchschnittlichen Quoten hatten und als großer Sender gegen den Markttrend gewachsen sind, überrascht uns jetzt nicht, dass eine Normalisierung eintritt", so Schäferkordt. "Marktführer wollen wir bleiben, und auch einen ordentlichen Vorsprung wollen wir halten."

Eine akute Bedrohung, dass immer mehr Werbung ins Internet abwandern könnte, sieht Schäferkordt nicht: "Allen düsteren Voraussagen zum Trotz sehen wir aktuell wenig Verschiebung von TV zu Online." (APA, 1.7.2012)