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In den Reihen der spanischen Nationalelf findet sich mit Andrés Iniesta sogar ein "richtiger" Winzer.

Foto: Reuters/Gustau Nacarino

Es heißt ja, dass Bier das Getränk zum Fußball ist. Doch selbst UEFA-Präsident Michel Platini hat Fußball und Wein zu "zwei großen europäischen Kulturgütern" erklärt, daher sind solche Postulate mitnichten in Stein gemeißelt. In der Realität der aktuellen Fußballeuropameisterschaft bedeutet das: In allen vier Ländern, die sich bis zum Showdown dieser Woche durchgekickt haben - Portugal, Deutschland, Spanien und Italien -, entstehen allerköstlichste Tropfen.

In den Reihen der spanischen Nationalelf findet sich mit Andrés Iniesta sogar ein "richtiger" Winzer. Denn bei den Bodegas Iniesta geht es nicht darum, sich als Promi in einer schicken Ecke ein Weingut zum Vorzeigen zu gönnen. Vater Iniesta begann 1990 mit zehn Hektar in Fuentealbilla in Kastilien-La Mancha, als Klein-Andrés gerade sechs Jahre alt war. Schritt für Schritt und in den letzten Jahren auch mithilfe seines Sohnes, der beim FC Barcelona als einer der weltbesten Mittelfeldspieler sein Geld verdient, modernisierte er und erweiterte auf 120 Hektar. Der Teil des riesigen La Mancha, in dem das Familienweingut der Iniestas liegt, ist zwar wenig bekannt, hat jedoch einen guten Ruf. Weingärten liegen hier auf einer Höhe von 700 bis 800 Metern, was einen frischen Regionsstil bedeutet.

Österreich wurde Vize-Europameister

Dass überall, wo guter Wein entsteht, auch Top-Fußball gespielt wird, kann man aus dieser Familiengeschichte jedoch nicht schließen - siehe Österreich. Doch auch hier gibt es einen Lichtblick. Österreich wurde kürzlich Vize-Europameister der 2. Winzer-Fußball-EM, die im Burgenland ausgetragen wurde. Das heimische Winzerteam wird angeführt von Kapitän Christian Rainprecht, ehemals Profi bei Mattersburg, heute Winzer in Oggau, und hat mit Clemens Reisner, Sohn des Weinguts Igler, Deutschkreutz, einen begabten Goalgetter.

Sie spielten gegen Titelverteidiger Slowenien, gegen Ungarn, die Weinelf Deutschlands, gegen Italien, die mit Igor Protti und Graziano Mannari ebenfalls zwei Ex-Profis aufboten, und gegen die Schweiz, für die Ex-Nationalspieler Christophe Bonvin antrat. Dieser hat guten Wein (bon vin) nicht nur im Namen, sondern selbigen auch im Keller des Familienweingutes "Bonvin Les Domaines 1858" im Wallis. Dass man den Gästen zwischen den Entscheidungsspielen in Verkostungen die heimische Weinqualität näherbrachte, war natürlich eine Frage der Gastfreundschaft. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 29.6.2012)