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Bei Temperaturen über 30 Grad ist das System gefordert. An der Haut lässt sich diese Herausforderung am besten ablesen.

Foto: APA/Roberto Pfeil

Es ist heiß draußen. Zu keinem anderen Zeitpunkt spüren die Menschen so stark, wie sehr sie von den Umweltbedingungen beeinflusst werden. Bei Temperaturen über 30 Grad ist das System gefordert. An der Haut lässt sich diese Herausforderung am besten ablesen. Wer morgens aufwacht, blickt in ein fettig-glänzendes Gesicht, das auch im Laufe des Tages immer wieder kommt. "Durch die Hitze wird vermehrt Schweiß und Talg produziert und an die Oberfläche befördert", erklärt der Dermatologe Markus Dawid, Leiter der Abteilung für Dermatologie am Kaiser-Franz-Josef-Spital, das Hitze-Phänomen und empfiehlt zu allererst sorgfältige Hautreinigung mit Waschgels.

Waren es im Winter und Frühling noch die reichhaltigen Cremen, die der durch Heizkörper, Wind und Wetter überforderten Haut Gutes taten, so sind es aktuell leichte Lotionen und Gels, die in der Hitze als angenehm empfunden werden. Die goldene Regel, ob eine Creme passt oder nicht? 30 Minuten nach dem Einschmieren sollte man von seinen Pflegeprodukten nichts mehr spüren. "Steht" die Creme im Gesicht, dann sollte ein Wechsel in Betracht gezogen werden.

Depigmentierungsprodukte

Ganz generell gibt es unter Frauen wie Männern drei unterschiedliche Pflegetypen: die einen, die sich rühmen, ohne jede Hautpflege auszukommen, und das seit Jahren. Die zweite Gruppe, die seit 30 Jahren mit einer einzigen Creme für Tag und Nacht gut fährt und alles andere für Marketingtricks hält. Und dann die dritte Gruppe, die sich gerne verführen lässt und ausprobiert. Anti-Falten-Cremes, eine Creme zur Verkleinerung der Poren, eine gegen Pigmentflecken oder erweiterte Äderchen: Die Auswahl wird jedes Jahr um einige Produktvariationen reicher.

Apropos Sommer: Die Pigmentflecken an sonnenexponierten Stellen des Körpers werden von jetzt an bis in den September "gezüchtet". "Sonnenstrahlen sind wie der Anschaltknopf für die braunen Hautverfärbungen", sagt Dawid, der auch weiß, dass bei seinen Patientinnen der Kampf dagegen immer erst wieder im Herbst beginnt. Hier rät er zu Weitsicht und langfristiger Planung. Aktuell sollten Depigmentierungsprodukte ausschließlich in der Nacht angewendet werden, "tagsüber sollte UV-Schutz oberste Priorität haben", rät Dawid, der bei Hautkontrollen im Krankenhaus die krebsartigen UV-Schäden sehr häufig über den Augenbrauen, am Haaransatz und an den Ohren entdeckt. "Diese Stellen werden beim Eincremen meistens vergessen", weiß er. Handrücken, Hals und Dekolleté seien in Hinblick auf Anti-Aging ebenfalls gefährdete Körperzonen, warnt er. Entsprechende Cremen mit UV-Filtern sind deshalb für alle, die einen ebenmäßigen Teint schätzen, Pflicht. "Pigmentflecken vermeiden ist besser, weil Reparieren im Nachhinein nur beschränkt möglich ist", sagt Dawid.

In den letzten Jahren populär geworden sind auch Pflegeprodukte mit Fruchtsäure, die Nacht für Nacht die Haut exfolieren und damit die Neubildung von jungen Hautzellen stimulieren. Doch gerade diese "neue" Haut ist Sonnenstrahlen gegenüber besonders empfindlich. Statt Säure sind im Sommer deshalb sogenannte Scrubs, Waschlotionen mit körnigen Partikeln aller Art, eine Alternative. Anti-Aging hingegen sollten alle, die gegen Falten und Schlaffheit mit viel Verve gegensteuern, besser in die Nacht verlegen.

Oil-absorbing

Auch wenn es bei fettig-glänzender Haut trügerisch ist: Feuchtigkeit ist in der warmen Jahreszeit überaus wichtig. Wegen der wässrigen-leichten Konsistenz ausschließlich ein Serum zu verwenden lässt die Haut mangels Fettphase auf lange Sicht austrocknen. "Nur Serum geht gar nicht", sagt Dawid. Die Wasserphase lässt die Haut kurz aufquillen, entzieht ihr aber die Feuchtigkeit, erklärt er.

Ein Zauberwort bei heißen Temperaturen ist neben Feuchtigkeit deshalb auch "oil-absorbing", das von allerlei Mikrokügelchen bewerkstelligt wird. Vielleicht hilft auch ein kurzer Gedankenausflug in den Winter, um die Hitze auf der Haut gerne zu spüren. (Rondo, DER STANDARD, 29.6.2012)