Hubschraubereinsatz bei einem Autounfall.

Foto: Robert Mosser

VU. Zwei eingeklemmte Personen werden gemeldet. Wir landen im Kartoffelfeld. Freie Fläche ringsherum, eben, weite Felder, zwei Straßen, die sich rechtwinkelig schneiden, dazu eine Stopptafel. Ein kleines Wäldchen daneben, davor zwei verbeulte Autos. Eines vorne ordentlich eingedrückt, das andere seitlich rechts, drinnen der Fahrer und der Beifahrer eingeklemmt. Der Fahrer ansprechbar, Schmerzen an der Schulter, die Vitalparameter stabil. Der Beifahrer unruhig, "I krieg ka Luft, I krieg ka Luft", atmet schnell, ängstlich, verabreicht sich selbst permanent seinen Asthmaspray.

Zugang, Infusion, O2-Maske bei beiden. Schmerztherapie beim Fahrer. Rasche Bergung durch die Feuerwehr. Mit Spreizern und Bergescheren. Das Metall knirscht, die Verstrebungen biegen sich. Beide frei. "Helft's ma, I krieg ka Luft, I kann nimma" - der Beifahrer erschöpft zusehends.

"Thomas, wir intubieren, Achter-Tubus", sage ich zu meinem Flugretter. "Ist okay, klar, alles schon fast fertig aufgezogen." - "Wir lassen Sie jetzt schlafen, sichern Ihre Atmung", sage ich beim Einleiten der Narkose zum Patienten. Problemlose Intubation. Die Sauerstoffversorgung ist gesichert. Es wird ruhig, er schläft.

An der linken Thoraxhälfte Prellmarken und deutliches Krepitieren. Klare Hinweise auf eine Serienrippenfraktur, der Thorax erscheint instabil. "Thomas, bitte ..." - ich habe es kaum ausgesprochen. "Ich weiß, alles klar, ich richte alles her. 22er-Drain?" - "Ja, passt." Desinfizieren, steriles Abdecken, Hautschnitt mit dem Skalpell, Spreizen der Muskeln, Durchbohren der Pleura, des Rippenfells mit dem Finger, Austasten des Pleuraraums und Einführen des Thoraxdrains, Verband.

Nochmaliger Check. Der Thorax hebt sich gleichmäßig, ich höre beidseits klare Atemgeräusche, bei der Beatmungseinstellung gibt es keine Auffälligkeiten. Sonstiger Traumacheck ist okay. Kein Hinweis auf innere Verletzungen, vor allem keine Zeichen einer Milzverletzung, die ja auch in dieser Gegend liegt. Der Blutdruck stabil. Lagerung in die Vakuummatratze, hinein in den Hubi, Bettenzusage im SMZ-Ost. Der Fahrer ist ohne weitere Verletzungen in einem RTW unterwegs ins nächste Krankenhaus. Der andere Unfallgegner hatte keine Verletzungen. Wir heben ab Richtung Wien. (Robert Mosser, derStandard.at, 28.6.2012)