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Nach Styria, Red Bull "immer Medienmensch": Horst Pirker.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Geht es nach "Leidenschaft", wird Horst Pirker "immer Medienmensch" sein, sagt er. Auch wenn der langjährige Vorstandschef der Styria ("Kleine Zeitung", "Die Presse") und Ex-Medienmanager von Red Bull heute das Entsorgungsunternehmen Saubermacher führt. Und auch wenn er es bisher für "wirtschaftlich nicht möglich" hält, dass Printmedien ihr Geschäftsmodell in digitale Welten übertragen.

Liebe geht oft auch unlogische Wege: Vor der Österreich-Sektion des Werbe- und Medienverbands IAA sagte Pirker, er halte Beteiligungen im Medienbereich. Welche, verraten er und das Firmenbuch bis auf zwei Digitalagenturen nicht. Und er suche weitere, "wenn Sie welche wissen". Warum das? "Zur Unterhaltung. Aus Liebe zu den Medien. Aber nicht zu Erwerbszwecken, vordergründig."

Negativspirale

Ein düsteres Bild zeichnet Pirker von der Printbranche. Medienunternehmen verlegerischer Herkunft, wie Pirker sie nennt, stünden vor "riesigen existenziellen Herausforderungen - es geht um Leben und Tod". Grund für die Prognose sei die Negativspirale von Anzeigen- und Auflagenrückgang, dadurch notwendige Kostensenkungen und daraus resultierender Qualitätsverlust. Es finde hier eine Erosion statt. Erst am Dienstag hatte das Marktforschungsunternehmen Focus Media teils dramatische Werbeeinbrüche in der Printbranche eingeräumt.

Digital ein "Separationsmodell"

Auch mit der Digitalisierung gehe es den Medienunternehmen "wirklich schlecht". Die Idee, dass man ein Printmodell ins Digitale überträgt, habe sich als falsch erwiesen: "Die Migration von Print nach Digital ist wirtschaftlich nicht möglich", sagte Pirker. Verlagen empfiehlt er daher beispielsweise ein "Separationsmodell". Das bedeutet, man müsse einerseits um das alte Geschäftsmodell kämpfen, "als ob es kein anderes gäbe", und ein neues, vom alten völlig getrenntes Geschäftsmodell erschließen. Jene Medienunternehmen, die digital Geld verdienen, würden dies nicht mit Printinhalten tun, meinte Pirker, der etwa auf die deutschen Konzerne Hubert Burda Media und Axel Springer AG verwies.

Grundsätzlich hat Pirker den Eindruck, dass jene Unternehmen, die in der Zeit zwischen 1990 und 2000 die Medienwelt geprägt haben, in der Zukunft "keine entscheidende Rolle mehr spielen" werden. Er wies auch darauf hin, dass aktuell kaum noch Wettbewerb zwischen den Medienhäusern stattfinde. Sie seien dazu kaum noch in der Lage, "weil alle - die einen mehr, die anderen weniger - die Sorge haben, wie sie sich finanziell über Wasser halten".

Red Bull: "Die wollen dort wirklich die Guten sein"

Dem ORF gratulierte der Medienprofi zu seiner Entscheidung, mehr in Eigenproduktionen zu investieren. Nur wer im TV-Bereich originäres Programm mache und damit die Idee und die Produktion im Griff habe, könne überleben. "Wenn ich keine Rechte habe, bin ich austauschbar und werde ausgetauscht." In seiner Zeit als Chef des Red Bull Media House war Pirker auch für Servus TV verantwortlich. Mit diesem Sender habe Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz der Welt etwas zurückgeben, tradierte Werte erhalten und weitergeben wollen. Mateschitz beschrieb er als "hochcharismatischen Führer mit ausgeprägtem Imperativ zu den Kardinaltugenden" - und zu Red Bull sagte er: "Die wollen dort wirklich die Guten sein." (APA/fid, derStandard.at, 27.6.2012)