Peter Meidinger geht als Dechant und bleibt Pfarrer in Piesting und Dreistätten.

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Pfarrer Peter Meidinger, bislang Dechant des Dekanats Piesting im südlichen Niederösterreich, übergibt dieser Tage seine Agenden. Kardinal Christoph Schönborn habe ihn vor die Wahl gestellt, seinen "Ungehorsam" oder sein Amt aufzugeben (derStandard.at berichtete). Meidinger zeigt sich nun von Schönborn "enttäuscht". Dass das harte Durchgreifen des Kardinals die "Ungehorsamen" jetzt "gehorsamer" macht, glaubt Meidinger nicht. "In Wahrheit macht er mehr Werbung für uns, als er eigentlich wollte."

derStandard.at: Kardinal Schönborn greift jetzt hart durch. Sie wurden angeblich vor die Wahl gestellt, die Ungehorsamen-Initiative zu verlassen oder Ihr Amt als Dechant zurückzulegen. Was halten Sie von dieser Vorgangsweise?

Meidinger: Schönborn hat gesagt, ich soll eine Erklärung beim Priesterrat oder bei der Dechantenkonferenz abgeben oder das Amt zurücklegen. Diese Erklärungen waren für mich jetzt aber nicht möglich, da diese Konferenzen erst im Herbst stattfinden. Und wenn 20 Jahre Arbeit nicht reichen, um das Vertrauen des Kardinals zu bekommen, dann muss ich das zur Kenntnis nehmen. Ich habe mich vom Kardinal genötigt gefühlt und habe mein Amt als Dechant schließlich zurückgelegt.

derStandard.at: Aber Sie bleiben weiterhin Pfarrer?

Meidinger: Ja, ich habe zwei Pfarren, und jetzt ist auch noch eine Dritte an mir hängen geblieben. Als Pfarrer kann man nicht abgesetzt werden, wenn man sich nichts zuschulden kommen lässt.

derStandard.at: Und als Dechant haben Sie sich etwas zuschulden kommen lassen?

Meidinger: Das müssen Sie den Erzbischof Schönborn fragen. Streichelweich bin ich sicher nicht.

derStandard.at: Verdienen Sie durch den Amtsverlust viel weniger?

Meidinger: Nein, die Dechantenzulage ist nicht besonders hoch. Ich könnte sagen, es hat auch seine guten Seiten. Jetzt habe ich weniger Arbeit. Aber in Wahrheit bin ich sehr enttäuscht vom Kardinal. Die Pfarrerinitiative gibt es schon seit zwölf Jahren. Zum Dechant wurde ich bereits zwei Mal ernannt. Jetzt wurden nachträglich die Regeln nicht gerade fair geändert. 

derStandard.at: Warum ist Ihnen die Pfarrerinitiative so wichtig?

Meidinger: Die Seelsorge wird ausgehöhlt, wir werden immer weniger. Das Kirchenleben ist nicht vernünftig gestaltet. Heimlich werden Dinge doch geduldet, die man offiziell verurteilt. Das kann so nicht weitergehen.

derStandard.at: Warum greift Schönborn jetzt plötzlich so hart durch? Ist der Druck aus Rom größer geworden?

Meidinger: Ja, davon ist auszugehen.

derStandard.at: Sie sagen, Sie fühlen sich von Schönborn genötigt - das sind harte Worte.

Meidinger: Ich weiß nicht, ob ihm die fehlende Alternative überhaupt aufgefallen ist.

derStandard.at: Schönborn will offenbar zeigen, dass er die Ungehorsamen nicht länger duldet. Wird jetzt die Gehorsamkeit Einkehr nehmen?

Meidinger: Nein, wir werden uns sicher nicht einschüchtern lassen. In Wahrheit macht er mehr Werbung für uns, als er eigentlich wollte. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 27.6.2012)