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Nani, ein begnadeter Techniker

Foto: REUTERS/Petr Josek

Donezk - An Rückschlägen und Niederlagen wächst man, sagt Nani, "und wenn man wieder aufsteht, ist man gefestigter denn je". Aufstehen hat der 25 Jahre alte portugiesische Fußball-Nationalspieler, der am Mittwoch bei der EM in Donezk mit der Selecção auf Spanien traf, viel zu früh lernen müssen. Als er fünf Jahre alt war, hat sein Vater Domingos die Familie verlassen, er ging zurück auf die Kapverdischen Inseln, wo Nani geboren ist. Wenige Jahre später emigrierte Nanis Mutter Maria in die Niederlande. Zurück blieb der kleine Nani mit seinem großen Traum vom Fußball.

Nani wuchs bei seiner Tante Antonia auf, in der Brettersiedlung Amadora, einem Vorort von Lissabon. Nachts teilte er sich ein Schlafzimmer mit drei Brüdern und mehreren Cousins, tagsüber spielte er Fußball - nicht nur in den freien Minuten. "Er war nur interessiert am Ball, er hat viele Schulstunden verpasst. Das machte mich traurig", erzählte Tante Antonia vor Jahren, als Nani schon Profi bei Sporting Lissabon war. Traurig - das war auch das Kind Nani oft. Wenn er vom Training kam, habe er sich meist zurückgezogen, sagte Antonia, "vor den Fernseher, den Finger im Mund". Die Tante versuchte, ihn zu trösten. Später kaufte er ihr eine Wohung - mit drei Schlafzimmern.

Fußballwelt mit Glanz erfüllen

Doch es war weniger Antonia als der Fußball, der Nanis Wunden heilte. Nani schloss sich dem Klub Real de Massamá an, trainierte, übte, er nahm abends den Ball mit ins Bett, wie sich sein Jugendcoach Hernani Fonseca erinnerte. Nani reifte zu einem technisch herausragenden Spieler und hoffte, wie er bei seinem Wechsel 2007 von Sporting zu seinem aktuellen Klub Manchester United erzählte, "dass ich eines Tages meinen Traum leben kann, die Fußballwelt mit Glanz zu erfüllen". Das tat er. Erst bei Sporting, wo ihn Portugals heutiger Nationaltrainer Paulo Bento schon in der Jugend betreute, dann bei United.

Bento trieb Nani die Flausen aus. Er ermahnte ihn, wann immer er zu spät oder gar nicht zum Training kam, oder, wenn er sich nicht anständig kleidete. Er brachte ihm bei, wie er seine herausragenden Fähigkeiten gewinnbringend für die Mannschaft einsetzt. Und er machte ihn 2005 bei Sporting zum Profi. "Ich habe viel von Bento gelernt, über Disziplin, Positionsspiel und vieles mehr. Er ist der Trainer, der mich am meisten beeinflusst hat", sagte Nani vor einigen Jahren. Dann lernte er bei United Alex Ferguson kennen, der ihm nach kurzer Zeit seinen speziellen Torjubel verbot. Beim brasilianischen Kampftanz Capoeira sei die Verletzungsgefahr schlicht zu groß, fand der Sir.

Ferguson schliff den Rohdiamanten Nani weiter, bis dieser als Edelstein auch auf großer Bühne funkelte. Gleich im ersten Jahr bei United gewann Nani die Champions League. Und obwohl er beim Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea im Endspiel seinen Elfmeter verwandelte, stand er noch lange im Schatten von Fehlschütze Cristiano Ronaldo. Das änderte sich auch nicht, als Ronaldo 2009 zu Real Madrid wechselte. "Seit ich bei United bin, ist es dasselbe", klagte Nani in dieser Saison, "es geht alles um Ronaldo. Du musst er sein! Spielst du genauso? Wirst du dasselbe erreichen?" Dabei ist Luis Figo sein Vorbild.

Figo, der Vorbereiter. Nicht Ronaldo, der seine Rolle auf dem Flügel ganz anders interpretiert als Nani, häufiger den Abschluss sucht. Seine schwache Torquote brachte Nani lange Kritik ein, noch bei der EM 2008 kam er deshalb nur zu einem Einsatz von Beginn an. Bei der WM 2010 fehlte er verletzt.

Die EURO, sagte er vor Turnierbeginn, solle deshalb "meine EM werden. Ich bin weiter als vor vier Jahren."  (SID, 26.06.2012)