Er ist bekehrt. Oder sagen wir, er zeigt erste Tendenzen, der Gianni. Bis jetzt rollert er jeden Tag in die Redaktion in der Herrengasse und füllt die Batterie der Scooter vor der Standard-Tür auf. Aber jetzt will er den A-Schein machen. Und er hat schon recht, wenn er sich bereits Wochen, bevor er den Zettel bekommt, überlegt, womit er dann fahren wird.

Foto: Werk

"Als Anfänger in Sachen 'echte' Motorräder tendiere ich zur Honda NC 700 X", sagt er, und will wissen, ob das was für ihn ist. Wie die Faust aufs Aug, wie die Salzkruste zum Fisch, wie der Amalfi zur Küste passt das.

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Denn der Gianni ist quasi der Konzeptkunde, für den Honda die NC 700 X gebaut hat - Umsteiger vom Roller, also mit Zweiraderfahrung, aber keiner Ambition zum Rundstreckensieg, dafür mit ein paar Annehmlichkeiten, die er vom Scooter her kennt.

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So wie der Stauraum. An das gewöhnt man sich ja rasch, auf der Wespe, dass man zwei Bier und ein paar Radln Extrawurst unter die Sitzbank bekommt. Am Motorrad kriegst in der Regel grad einmal die Wurst unter - wenn du dafür das Erste-Hilfe-Packerl daheim lässt.

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Anders bei der NC 700 X. Die hat dort, wo andere den Tank haben, ein Staufach. Groß genug für einen kleinen Helm, oder eben die Abendjause.

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Der Tank wandert unter die Sitzbank - der Einfüllstutzen unter die Soziussitzabdeckung. Wir kennen das ja schon von BMW. Damit sinkt der Schwerpunkt, was dem Handling zugute kommt. Sie ist auch ganz einfach zu dirigieren, die NC.

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Weil sie deutlich größere Räder als ein Scooter hat, fährt sie sich sogar viel einfacher als die Blechbüchsen mit den Scheibtruchen-Radln. Nur der Windschutz bei den Haxeln ist natürlich dürftiger.

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Oben herum hat der Gianni eh auch am Roller keinen Schutz. Da wird er sich nicht viel umgewöhnen müssen. Denn das Windschild ist zwar knackig, aber praktisch ist es kaum. Wer öfter einmal auf der Autobahn unterwegs ist, wird eine Tourenscheibe brauchen. Vor allem, wenn er zum Jet-Helm greift, der im Staufach Platz findet.

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Und was macht der Motor? Der 670 Kubikzentimeter große Paralelltwin ist kein bösartiges Monster. Er kommt brav von unten heraus und dreht gerade einmal auf 6500 Umdrehungen. Also genau dorthin, wo man meint: „So, jetzt setzt gleich die Kraft ein." Was einsetzt ist aber der Begrenzer. Die 48 PS fordern also niemanden, der einen 300er-Roller halbwegs adäquat bewegt.

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Das Fahrwerk passt auch - egal ob man nun allein oder zu zweit unterwegs ist. Aber was mir den kalten Schauer über den Rücken trieb, den Gianni aber nur ein sanftes Lächeln kosten wird: die Bremsen.

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Ich gebe zu, ich bin mit gewaltigem Überschuss auf die ewig lange Rechts zugefahren, habe vorher noch ein Auto geschnupft und musste dringend Speed abbauen. Weil die Kurve auch noch zumacht - und dort, wo sie ihr Ende findet, eine Ampel steht, die von einem gewissen Murphy bedient wird und immer rot ist. Je fester ich am Hebel ziehe, desto größer werden die Augen. Man sollte halt nicht vom Äußeren aufs Innere schließen.

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An der Ampel - die natürlich so rot war wie die NC selbst auch, erklärte ein Blick aufs Vorderrad den Nervenkitzel. Honda hat schlicht darauf vergessen, auch auf die linke Radseite eine Scheibe zu bauen. Nur rechts ankern drei Kolben in eine 320er-Scheibe. Den Gianni wird das aber kalt lassen. Der ist die Bremserei von seinem Roller gewohnt. Und wenn er mit dem gleichen Elan die NC-Zange bedient, köpfelt er eh.

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Nein, tut er nicht. Es warat ja keine Honda, wenn sie nicht Combined-ABS verbaut hätte, oder? Das ist sich nämlich trotz Sparstift ausgegangen. Denn natürlich wollte Honda den Einstieg in die Motorradwelt nicht nur einfach zu derfahren und praktisch machen, sondern auch möglichst günstig: 7.290 Euro.

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Das sieht man an der einfachen Schwinge oder dem Auspuff. Letzteren kann Gianni übrigens gerne tauschen. Weil dem kernigen Motorsound würde ein entsprechender Lautsprecher sicher auch ganz gut tun.

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Das wird Musik für ihn sein, wenn die Automatik nicht mehr heult wie die Feuerwehrsirene zur Mittagsstund am Land. Weil aber auch die Automatik ihre Vorteile hat, bietet Honda die NC 700 X auch gleich mit dem Doppelkupplungsgetriebe an. Das ist dann die perfekte Kombination für echte Rollerumsteiger: Da passt dann der Ton und schalten muss man trotzdem nicht.

Technische Daten

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