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Seit einigen Wochen im Handel: Das Lumia 900.

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Ende 2011 zeigt Nokia mit dem N9, dass man eigentlich auch ohne Microsoft schöne und innovative Smartphones jenseits von Windows, Apple und Android bauen kann. Als Betriebssystem kam eine gemeinsam mit Intel entwickelte Linux-Version zum Einsatz. Allerdings war das N9 das erste und einzige Gerät dieser Plattform.

Das Smartphone verschwand alsbald wieder von der Bildfläche, nachdem Nokia seine ersten Windows Phones an den Start brachte.

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Mit einer größeren Nähe zwischen Windows-Smartphones und Windows-Computern will Microsoft im boomenden Smartphone-Markt verlorenen Boden gutmachen. Vergangene Woche stellte der Softwarekonzern sein neues Handy-Betriebssystem Windows Phone 8 vor. Besonderes Kennzeichen: Es wird auf der gleichen technischen Plattform basieren wie das Computer-Betriebssystem Windows 8. Das soll nicht nur den Umstieg der Nutzer erleichtern, sondern es vor allem Entwicklern vereinfachen, Programme für beide Systeme zu schreiben.

"Leistungsstarke Telefone"

Windows Phone 8 wird unter anderem die leistungsfähigen Mehrkern-Prozessoren nutzen können und unterstützt höhere Bildschirm-Auflösungen als der Vorgänger. Microsoft verspricht "viele leistungsstarke Telefone", auf denen etwa Videospiele und Programme in bisher ungekannter Qualität laufen werden.

NFC, MicroSD-Karte ...

Zudem wird das neue System die Nahfeld-Mobilfunktechnik NFC eingebaut haben. Mit NFC lässt sich ein Handy zum Bezahlen an speziell ausgerüsteten Kassen einsetzen. Windows Phone 8 wird überdies die Kartendienste des Partners Nokia integriert haben sowie Office-Anwendungen. Die Telefone akzeptieren MicroSD-Karten zum Ausbau des eigenen Speichers oder zum Austausch von Daten.

Weihnachtsgeschäft

Die ersten Smartphones mit dem neuen Betriebssystem sollen passend zum Weihnachtsgeschäft herauskommen - von den Herstellern Nokia, Huawei, HTC und Samsung.

Nicht mit bisher verfügbaren Windows Phones kompatibel

Bis die Konzerne erste Geräte an den Start bringen, wird der Verkauf von aktuellen Windows Phones wohl kräftig einbrechen. Der Grund: Windows Phone 8 ist nicht mit bisher verfügbaren Windows Phones kompatibel.

Features werden nachgereicht

Das neue System kann auf Smartphones, die Windows Phone 7.5. als Betriebssystem nutzen, nicht installiert werden, da die technischen Unterschiede zu groß sind. Microsoft will allerdings einige Features als Update ("Windows Phone 7.8") nachreichen. Bisher veröffentlichte Apps, sollen auf beiden Systemen laufen.

Wer kauft sich ein veraltetes System?

Diese Ankündigung dürfte aber potenzielle Kunden kaum überzeugen, sich jetzt noch ein Windows Phone zu kaufen. Sie werden auf neue Modelle warten. Zumal absehbar ist, dass Anwendungen, die leistungsfähige Prozessoren benötigen, nicht mehr für das derzeit aktuelle System veröffentlicht werden können.

Altes Eisen

Ein Umstand, der Nokia besonders treffen könnte, da dieser seine Strategie mit dem Microsoft-System verzahnt hat. Aktuelle Flaggschiffe, die erst seit wenigen Wochen am Markt sind, zählen spätestens mit dem Start von Windows Phone 8 zum alten Eisen. Aus diesem Grund haben Mobilfunker wie T-Mobile Deutschland die Geräte nicht in ihr Angebot aufgenommen.

"Das wird ernst zu nehmende Auswirkungen auf Nokias Zahlen haben", zitiert das "Wall Street Journal" einen Analysten. 

Hoffnung Windows Phone 8

Der taumelnde Handy-Riese will dieses Problem allerdings aussitzen, da man sich von Windows Phone 8 entscheidende Impulse erwartet, um den Konzern aus der Krise zu führen. Für Nokia-Österreich-Chef Martin Giesswein soll das neue System eine "neue Ära" einläuten.

Strategie muss Früchte tragen

Diese Strategie muss noch 2012 Früchte tragen. Wenn nicht, wird es eng für den einst unangefochtenen Primus der Handy-Branche, der seit Jahren eher vergeblich gegen die Dominanz von Apple und Android am Smartphone-Markt ankämpft und mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat.

iPhone und Android

Das aktuelle Betriebssystem Windows Phone 7.5 hatte sich trotz großen Lobes aus Fachkreisen nicht spürbar im Smartphone-Markt gegen das iPhone und die unterschiedlichen Android-Handys durchsetzen können. Nach den Daten der Marktforschungsfirma Gartner lag der Anteil der Windows-Handys an den Verkäufen im ersten Quartal bei gerade mal 1,9 Prozent, Tendenz fallend. Apple kam im gleichen Zeitraum auf einen Anteil von 22,9 Prozent und Android auf 56,1 Prozent. (red, derStandard.at, 25.6.2012)