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Foto: AP/Ammar

In Saudi-Arabien kommt es - einstweilen - noch immer so wie erwartet: Mit der Ernennung von Salman Bin Abdulaziz zum Kronprinzen bleibt König Abdullah dem üblichen Schema treu: Ein Sohn des Staatsgründers Abdulaziz Al Saud nach dem anderen besteigt den Thron, und bisher entschied der jeweilige König allein, wer von seinen (Halb-)Brüdern dran ist. Auch diesmal wurde der vor einigen Jahren geschaffene Thronrat nicht aktiviert.

Salman, 48 Jahre lang Gouverneur von Riad, ein gutes halbes Jahr Verteidigungsminister - das Amt übernahm er vom im Herbst 2011 verstorbenen Kronprinzen Sultan -, stand nach dem Tod von Kronprinz Nayef ganz oben auf der Brüderliste, die nach ihm höchstens noch ein, zwei Namen von Prinzen enthält, die als König infrage kommen. Aber reformorientierte Bürger des Königreichs meinen, dass die Zeit für einen Generationensprung bereits jetzt reif gewesen wäre. Diese Meinung kann man ihnen nicht verdenken, wenn man Salman (76), von einem Schlaganfall halbseitig leicht gelähmt, wegen Rückenproblemen vom Stock abhängig, neben dem König sieht, der ebenfalls am Stock geht.

Wie Abdullah gilt auch Salman als moderater Konservativer, als Traditionalist - das heißt, er ist kein wahhabitischer Hardliner wie der verstorbene Nayef. Er wird als besonders diszipliniert, pünktlich, nüchtern und pragmatisch beschrieben, und als Gouverneur von Riad - dessen Bevölkerungszahl sich während seiner Amtszeit mehr als verzwanzigfachte - zeigte er sich als guter Verwalter.

Salman ist wie König Fahd, Sultan, Nayef und Ahmed (der nun das Innenministerium von Nayef erbt) einer der "Sudeiri-Sieben", der sieben Söhne, die Ibn Saud mit seiner Lieblingsfrau (und Cousine) Hassa Bint Sudeiri hatte. Salman, der seinem Vater ziemlich ähnlich sieht, kann selbst auf eine erkleckliche Nachkommenschaft blicken, von seinen zehn Söhnen war einer, Sultan, der erste arabische Astronaut im All (auf der Discovery 1985), Abdulaziz ist Vizeölminister.

Sohn Faisal leitet das Medienimperium, das ein Sockel der Machtbasis seines Vaters ist. Dazu gehört die - angesehene - Tageszeitung Asharq al-Awsat, und es lohnt sich, in der englischen Online-Ausgabe das Porträt Salmans nachzulesen, das Anleihen beim nordkoreanischen Journalismus zu nehmen scheint. Zum Arabischen Frühling fehlt da jedenfalls noch einiges. (Gudrun Harrer /DER STANDARD, 21.6.2012)