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Engagierte Themenauswahl im aggressiven Soundgewand: Band Soulfly.

Foto: Archiv

Im brasilianischen Fußball galt lange das Prinzip des "schönen Spiels". Diese Zeiten sind vorbei, Pragmatismus kommt vor Zauberei. Für den brasilianischen Metal-Musiker Max Cavalera war Schönheit ohnehin nie eine wichtige Kategorie. Zu groß ist die Wut über eine ungerechte Welt voller Krieg und Sklaverei - Letztere gibt es vor allem in den nördlichen Bundesstaaten seiner Heimat bis heute.

1984 hatte Cavalera Sepultura gegründet, eine Thrash-Combo im Stil von Slayer. Die Hochgeschwindigkeitsriffs der Knüppelbande mixte Sänger und Gitarrist Max Cavalera auf Roots mit brasilianischen Grooves - die Band hatte dazu Soundproben in abgelegenen Amazonasregionen gesammelt. Nach der Platte trennte sich Cavalera von Sepultura und gründete 1997 Soulfly, unlängst erschien das achte Album (Enslaved).

Ein Konzeptalbum über Sklaverei hatte der Zornige schon vor 16 Jahren als Roots-Nachfolger geplant. Nach Umbesetzungen bei Soulfly konnte Cavalera das Projekt jetzt verwirklichen. Nachdem Soulfly in den Anfangsjahren mit der Verarbeitung von Ethno-Sounds auffiel, tendiert das Abrissunternehmen nun wieder Richtung Sepultura-Sound - mit infernalischem Gebolze. Es poltert und kracht mit voller Verzerrung, und natürlich: Der Brachialsound aus der Tinnitus-Vorhölle groovt ganz höllisch. Passt zu den Themen: neben Sklaverei und Gladiatorenaufstand noch Naziverbrechen, Kennedy-Ermordung, Hiroshima und Nagasaki.

Nicht unbedingt ein Fall für den Kindergeburtstag also. Demnächst zu überprüfen bei zwei Auftritten. (dog, DER STANDARD, 20.6.2012)