Im Bereich Taubstummengasse wäre der Schienenersatzverkehr ausbaufähig.

Foto: Johannes Zinner

Dieser Fahrplan zeigt den Fahrverlauf der Linien 66 und 68, die in der Zeit der U1-Sperre als Schienenersatzverkehr dienen.

Grafik: Wiener Linien

Der Countdown läuft: Die weißen Zahlen auf dem schwarzen Ticker des Wiener Linien U1-Blogs geben im Sekundentakt den Zwischenstand an. Nur noch 17 Tage bis zur U1-Sperre. Vom 7. Juli bis 26. August 2012 wird wegen Modernisierungsarbeiten der Fahrtbetrieb der U1 zwischen Reumannplatz und Schwedenplatz unterbrochen. Obwohl am Konzept für die Modernisierung laut Anna Reich, Pressesprecherin der Wiener Linien, ewig getüftelt wurde, weist der geplante Schienenersatzverkehr Lücken auf.

Neue Gleise und Weichen

Christian Nebois, Ombudsmann der Wiener Linien für Anrainer, erklärt im U1-Blog, dass die U1 die älteste U-Bahnlinie ist: Sie ist bereits seit 34 Jahren in Betrieb. Nun wolle man die Betriebssicherheit erhöhen und den Komfort für den Fahrgast verbessern.

Im Zuge dessen werden nun die Gleise getauscht und neue Weichen eingebaut. Diese liegen in einem Betonbett, das für den Einbau der neuen Weichen zum Teil entfernt werden muss. Der neue Beton muss aber trocknen und fest werden. Aus diesem Grund müsse ein Teil der Strecke für ungefähr sieben Wochen gesperrt werden. Die Vorbereitungsarbeiten dafür sind schon seit drei Jahren im Gange. 

Ersatzverkehr eingerichtet, aber nicht überall

Im Zeitraum der Sperre sind die Straßenbahnlinien 66 und 68 als Ersatzverkehr unterwegs. Die Linie 67 wird während der Sperre eingestellt, da ihr Verlauf von den Ersatzstraßenbahnen abgedeckt wird. Auf den Linien 6 und 14A werden verstärkt Bims und Busse unterwegs sein. In der Innenstadt empfehlen die Wiener Linien auf die U2 und U4 und auf die Straßenbahnlinien 1 und 2 auszuweichen. Den U1-Passagieren wird geraten, eine bis zu 20 Minuten längere Fahrzeit einzurechnen.

Einen flächendeckenden Ersatzverkehr wird es aber nicht geben: Eine Userin gab gegenüber derStandard.at den Hinweis, dass auf der unteren Favoritenstraße kein Schienenersatzverkehr eingesetzt wird. Bei anderen Gebrechen der U1 würde es diesen aber über die untere Favoritenstraße zum Karlsplatz geben. "Die siebenwöchige U1-Modernisierung kann man nicht mit beispielsweise einem Rettungseinsatz vergleichen", sagt Anna Reich von den Wiener Linien: "In solchen Fällen werden in diesem Bereich Busse als bestmöglicher Ersatz zur Verfügung gestellt. Für die Sperre im Juli und im August wurde ein Konzept erarbeitet, wobei sich gezeigt hat, dass Straßenbahnen als Ersatz die einzig sinnvolle Lösung sind." Mit Bussen könnten die nötigen Kapazitäten nicht gewährleistet werden.

Fußweg im Bereich Taubstummengasse

Laut Reich müsse man im Bereich Taubstummengasse einen Fußweg von 300 bis 500 Metern in Kauf nehmen, um zur nächsten Station der 66er oder 68er zu gelangen. Dass dies vor allem ältere Menschen vor Probleme stellt, gibt auch Reich zu: "Es ist leider so, dass wir nicht alle Ansprüche erfüllen können, aber es handelt sich um eine Ausnahmesituation."

Vorteil der neuen Weichen ist, dass in Zukunft der U-Bahnbetrieb bei Störungen nicht mehr unterbrochen werden muss. Die nachkommende U-Bahn kann dann dem stehenden Zug ausweichen. Außerdem werden die U-Bahnzüge durch den Tausch des Gleises beim Fahren leiser. Bis 2017 wird die U1 um 4,6 Kilometer, also insgesamt fünf Stationen bis nach Oberlaa erweitert.

68 Mal um die Erde

Auf ihrem U1-Blog veröffentlichen die Wiener Linien Zahlen zum Thema rund um die U1-Modernisierung. So müssen für die beiden neuen Ausweichgleise 8.000 Meter Schienen aus- und wieder eingebaut werden. Damit sind die Schienen so lang wie der Mount Everest hoch ist. Außerdem werden 10.000 Quadratmeter Schalldämmplatten neu verlegt.

Im Jahr 2011 wurden in der U1 in etwa 117,5 Millionen Fahrgäste transportiert. Das ist so viel wie alle Einwohner von Österreich, Deutschland, Schweiz, Tschechien und Ungarn zusammen. Pro Jahr legt die U1 insgesamt 2,84 Millionen Kilometer zurück, also fährt rund 68 Mal um die gesamte Erde. (elm, derStandard.at, 19.6.2012)