Dort draußen tobt ein Religionskrieg. Die Hohepriester des allein seligmachenden Ökokults wissen das Böse genau zu benennen. Einer der Teufel trägt den Namen SUV, und er ist je größer, desto diabolischer. Autohersteller sind also gut beraten, alles Ingenieursmögliche zu unternehmen, um dem Bannstrahl der Polemik mit Argumenten zu begegnen - vor allem im Spritverbrauchskapitel und bei den Abgasemissionen.

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Der M 350 Bluetec versucht da folgendermaßen zu punkten: Gegen das böse Stickoxid wird AdBlue, eine Harnstofflösung, verabreicht, wodurch der große Wagen schon heute die für 2014 geplante gestrenge EU-6-Norm unterbietet. Und es leistet das hochmoderne Aggregat zwar angemessene 258 PS und 620 Nm Drehmoment, der wie üblich stadt- und autobahnlastige STANDARD-Testverbrauch pendelte sich dennoch bei knapp über neun Litern auf 100 km ein.

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Insgesamt setzt die M-Klasse noch mehr als der Vorgänger auf Pkw-Komfort. Ein luxuriöses, mit bewundernswerter Präzision laufendes Paket hat Mercedes da geschnürt. Üppig Platz für fünf, eine wahre Höhle von einem Kofferraum, Allrad geleitet einen sicher durch alle Jahreszeiten, auf allen Wegen und Abwegen (mit Geländepaket geht da noch mehr) - und auch das Finanzministerium freut sich, gelangen doch beim Neukauf solcher Autos immer gleich nennenswerte Summen auf das Konto der verschuldeten Nation.

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Beim Außendesign ist hoher Wiedererkennungswert gegeben, doch ist auch das Bestreben nach etwas mehr Grazilität unverkennbar und der Versuch, das Erscheinungsbild durch gestalterische Maßnahmen tendenziell eher in die Länge statt in die Höhe zu orientieren.

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Beim Interieur ist vom billigen Ami-Plastik der ersten Generation nix mehr zu sehen, dunkles Leder fein vernäht mit hellem Zwirn, Alu-Zierrat und dunkles, wunderbar naturbelassenes Holz als Gustostück dazu, das alles hatte unser Testwagen zu bieten.

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Sicher ist sicher

Fahreindruck? Ganz erstaunlich à la Pkw, wie bereits angedeutet. Bei der Blindverkostung würde keiner vermuten, welch großes, schweres Fahrzeug sie/er da tatsächlich gerade bewegt. Beim Fahrwerk sind zudem Sport und Komfort separat anwählbar, daraus resultiert dann wirklich sportliches oder komfortables Abrollen - sowie überragendes Langstreckentalent.

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Technisch hat der feine Pinkel alles an Bord, was Mercedes kann, in Richtung Sicherheit und Infotainment, tausenderlei Funktionen und Schutzengerln, damit sich das mobile Leben auch entsprechend wohlgemut bestreiten lässt.

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Gebaut wird die M-Klasse nach wie vor in den USA, und dort ist auch der größte Markt für Autos dieses Kalibers. Bei uns in Europa geht der Trend ja in Richtung kompakterer Gebinde, der soeben modellgepflegte GLK wäre da die Option von Mercedes.

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Wem allerdings die M-Klasse zu eng sein sollte, dem böte sich noch der GL. Mehr Cedes gibt's dann aber wirklich nicht. Außer in der Nutzfahrzeugabteilung. Im Match der großen SUVs (BMW X5/X6, Audi Q7, Range Rover Sport, Porsche Cayenne, VW Touareg) mischt Mercedes also wieder ganz vorne mit. Auch bei Verbrauch und Emissionen. Man eckt ja so schnell an heute. (Andreas Stockinger, AutoMobil, DER STANDARD, 15.6.2012)

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