Michelle Obama postet private Fotos auf Pinterest.

Screenshot: red

Das US-Techblog nennt es "Selbstdarstellungsmaschine", weil hier jeder ohne viel Aufwand zeigen kann, was ihm gefällt. Nachdem Ann Romney, Ehefrau des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten, hier bereits aktiv war, konnte Amerikas First Lady nicht umhin. Wie berichtet, stellt sich auch Michelle Obama seit einigen Tagen mit persönlichen Fotos auf Pinterest aus.

Neues Spielzeug der digitalen Avantgarde

Die erste Version von Pinterest ist zwar bereits seit März 2010 online. Doch im Vorfeld des inzwischen gefloppten Facebook-Börsengangs entwickelte sich die Plattform zum neuen Spielzeug der digitalen Avantgarde. "Organisiere und teile die Dinge, die du liebst": So beschreiben die Macher das Angebot.

Der Name, eine Wortschöpfung aus den englischen Wörtern für "anheften" und "Interesse", erklärt, wie der Dienst funktioniert: Nutzer können über eine Browsererweiterung Fotos von beliebigen Webseiten oder eigene auf ihre virtuelle Pinnwand hängen. Mit dem sogenannten Repin-Knopf übernehmen sie Bilder aus anderen Galerien. Und mittels Verknüpfung mit Facebook und Twitter erfahren die Freunde davon.

Follower-Prinzip

Kategorien helfen, Ordnung in die Alben zu bringen, etwa Lieblingsplätze, lesenswerte Bücher, Gartenarbeit oder Rezepte. Dabei orientiert sich Pinterest am Follower-Prinzip, das Twitter bekanntgemacht hat. Mitglieder können Themen von anderen Nutzern folgen und bekommen dann deren Fotos in einem bunten Bilderstrom geliefert. Dabei braucht man sich nicht einmal persönlich zu kennen, gleiche Interessen genügen.

In den USA gilt Pinterest als am schnellsten wachsendes Netzwerk überhaupt. Wie viele Nutzer es mittlerweile sind, verraten die Betreiber nicht. Bisher kann nur mitmachen, wer auf Anfrage eine Einladung erhält. Schätzungen schwankten heuer schon zwischen acht und 17 Millionen. Die meisten sollen Frauen sein.

Kein tragfähiges Geschäftsmodell

Ob Pinterest sich am Social-Media-Himmel als Fixstern oder verglimmende Schnuppe erweist, ist offen. Von einem tragfähigen Geschäftsmodell ist Pinterest wie so viele Start-ups noch weit entfernt. Für Nutzer außerhalb der USA schwelt aber schon jetzt ein schwerwiegendes Handicap im Hintergrund: das Urheberrecht.

Denn Inhalte, an denen man keine Verwertungsrechte hat, darf man ohne Zustimmung des Rechteinhabers nicht kopieren und an anderer Stelle selbst präsentieren. In manchen Fällen reicht zwar die Quellenangabe aus; bei gepinnten Fotos wird automatisch zur Originalseite verlinkt. Doch das gilt nur für Fotos, die unter einer entsprechenden Lizenz veröffentlicht wurden. Pinterest übernimmt für die geteilten Inhalte der Nutzer keine Verantwortung. (kat, dpa, derStandard.at, 19.6.2012)