Böser JR: Larry Hagman.

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Larry Hagman und Linda Gray, die Sue Ellen spielt.

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Wer befürchtet hatte, JR werde angesichts seiner 80 Jahre Züge von Altersweisheit erkennen lassen, kann sich zurücklehnen: Wie ehedem gespielt von Larry Hagman, ist er nach wie vor der dämonisch lächelnde Bösewicht, der die anderen auszutricksen versteht, mag er noch so gekonnt Demenz vortäuschen. Sue Ellen strahlt auch im Rentenalter noch etwas vom Glamour einer früheren Schönheitskönigin aus. Und Bobby ist gut und gütig wie eh und je. Überall breitkrempige Cowboyhüte, Whiskey, Wiesen und Weiden. Seit Mittwoch flimmert Dallas 2.0 über die amerikanischen Bildschirme, gegenüber dem Original nur leicht modernisiert.

Im Jahr 2012 hat sich die Verlockung alternativer Energien bis nach Texas herumgesprochen. Christopher, Bobbys kühn nach vorn denkender Adoptivsohn, steht vor dem Problem, dass seine Methode, Methangas zu fördern, Erdbeben auslösen könnte. (Naturwissenschafter mögen bitte nicht weiterfragen, wir reden von einem Hollywood-Skript). Während Christopher das Gewissen plagt, jagt John Ross, Spross von JR und ganz der Vater, dem schnellen Geld auf traditionelle Art hinterher. Auf Southfork bohrt er nach Öl. Irgendwann schießt eine schlammige Fontäne in den postkartenblauen Himmel. Von da an geht es nur noch darum, dem grün angehauchten Onkel Bobby die Ranch samt dem schwarzen Gold abzunehmen. Vorhang auf zum Familiendrama!

Alte Erfolgsrezepte

"Unser Ziel ist es, die Fans glücklich zu machen", hatte Josh Henderson, der John Ross spielt, vorab avisiert. Ergo werde man sich unbeirrt der Erfolgsrezepte bedienen: Theatralik, Sex, Dreiecksbeziehungen und Hinterhalte. So war es schon 1980, als die Serie ihren Einschaltrekord feierte. Am 21. November 1980, als sich aufklärte, wer die Kugeln auf JR abgefeuert hatte, hockten abends 83 Millionen vor der Glotze. Die Fortsetzung verfolgten beachtliche sieben Millionen.

So pikiert Spötter die Nase rümpften, so populär war die Serie, die von 1978 bis 1991 lief und in der kein Klischee aus der Welt protzender Millionäre fehlen durfte. Einmal pro Woche ließen die Ewings das Publikum flüchten in eine Welt, in der reichlich Scotch floss, das Abendessen auch wochentags auf feinem Porzellan serviert wurde und Frauen Ohrringe trugen, so groß, dass sie an Weihnachtsbaumschmuck denken ließen.

Im wahren Leben sind die Uhren natürlich nicht stehengeblieben. Im wahren Leben ist Dallas eine Stadt, deren Bewohner mittlerweile zu 42 Prozent lateinamerikanische Wurzeln haben. 1995 wählte sie erstmals einen Afroamerikaner zum Bürgermeister, Ron Kirk, heute Handelsbeauftragter Barack Obamas. Im wahren Leben warb Larry Hagman vor geraumer Zeit für Solardächer. Der ORF zeigt Dallas 2013. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 18.6.2012)