Also sprach Alan Greenspan, der frühere Chef der US-amerikanischen Notenbank Fed: "Ja, der Euro ist gescheitert".

Das wiegt schwer, selbst wenn Greenspans Politik eindeutig die Finanzkrise mitverursacht hat. Man muss allerdings auch hinzufügen, was Greenspan auf die selbstgestellte Frage "Was also tun, wenn man den Euro nicht aufgeben will?" geantwortet hat: "die politische Union herbeiführen".

Ach so, wenn es weiter nichts ist. Die Vereinigten Staaten von Europa also. Das werden die europäischen Regierungen und vor allem die Völker ja noch auf die Reihe bringen, oder?

So etwas Ähnliches schon. Das Problem des Euro ist, dass er für finanziell halbwegs solide Staaten genauso gilt wie für notorische Schwindler und Schuldenmacher. Das bekommt man, wenn überhaupt, nur durch eine institutionalisierte gemeinsame Wirtschaftspolitik in den Griff, in der Verstöße auch geahndet werden können. Leider sind aber nicht nur Schwindler und Schuldenmacher das Problem, sondern auch die Existenz von Wettbewerbsfähigen und weniger Wettbewerbsfähigen. Griechenland hat gelogen und geschwindelt, aber im Wesentlichen deshalb, weil es damit die Tatsache übertünchen wollte, dass es viel zu wenig Werte erzeugt, die irgendjemand haben will. Der Euro ermöglichte billige Kredite, mit denen dann ein aufgedunsener Staatsapparat und die Steuervermeidung der Griechen finanziert wurde, bis es nicht mehr ging. Wenn man also sogar eine Art politischer Union erreicht, dann bedeutet das zwei Dinge: Die Wettbewerbsfähigen können (theoretisch) die weniger Wettbewerbsfähigen zu Reformen zwingen; sie müssen sie aber letztlich auch mitfinanzieren. So wie in den USA der Bund das bankrotte Kalifornien mitfinanziert.

Das bedeutet aber auch, dass die Regierungen (und die Brüsseler Behörden) diesen fundamentalen Wandel in Volksabstimmungen gegen den wütenden Widerstand der Anti-EU-Agitatoren durchsetzen müssten.

Das ist kaum vorstellbar. Es wird also im günstigsten Fall so sein, dass mit weiteren technischen Maßnahmen eine immer engere wirtschaftspolitische Union erzeugt wird: Das heißt dann Fiskalunion, " Schuldentilgungsfonds" (mit dem die Stärkeren für die überschießenden Schulden der Schwächeren haften und gleichzeitig auf den Abbau drängen) usw.

Warum man sich das antun soll? Weil die anderen "Lösungen" - Zusammenbruch des Euro, damit auch Beinahezusammenbruch der EU - auch den Stärkeren wie Österreich entsetzlich schaden würden. Der Gedanke, man könnte als kleines, abgeschottetes Land eine ruhige Schrebergartenexistenz führen, selbst in einem dann De-facto-Verbund mit Deutschland (das ist es ja, was Strache und Co heimlich wollen), ist kriminell blöd.

Man könne die Krise nicht überwinden, ohne ihre Ursachen - zu hohe Staatsschulden, mangelnde Wettbewerbskraft, unseriöses Wirtschaften - anzutasten, sagte jetzt Angela Merkel. Das gilt übrigens ja für die Stärkeren wie Österreich auch, nur ist die Lage noch nicht so dramatisch. Jeder für sich und alle gegen alle ist jedenfalls ein Rezept für die Katastrophe. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 16./17.6.2012)